Hundefutter…: Eine Wissenschaft für Menschen.

Der Mensch lernt – sein Leben lang.
Neue Lebenssituationen, neue Erfahrungen, neue Themen. Ich ziehe gerne den Vergleich zu Kindern. Als ich Mutter wurde, mutierte ich quasi plötzlich zum Experten in Sachen vollwertige, sinnvolle Ernährung, Kindererziehung, Kinderkrankheiten, Warenkunde (Windeln, Babynahrung, Kinderwagen, Schlafgelegenheiten etc.), Psychologie von Kindern und Eltern und vielem mehr. Je größer die Kinder, desto vielfältiger die Anforderungen. Denn zum Glück entwickeln sich nicht alle Kinder gleich. Hunde sind hier wie Kinder: auch hier lerne ich täglich dazu. Der Dackel fordert mich (heraus). Täglich.

Ein großes, oftmals von der Informationsmenge unterschätztes Feld ist die artgerechte, sinnvolle Ernährung des Vierbeiners.
Motte ist für mich und meine Familie ein vollwertiges Familienmitglied. Die Ernährung des Hundes ist natürlich wichtig (und allgegenwärtig, da der Dackel eigentlich immer Hunger hat – vor allem, wenn das potenziell fressbare nicht ausdrücklich für den Dackel bestimmt zu sein scheint).

Futter für den Dackel.

Büchse auf. Einfach? Nein, natürlich nicht. Auch das wird hier durchdacht. Es ist natürlich nicht irgendeine Büchse. Sondern das getreidefreie, allergenarme Futter, in dem angeblich nur das drin ist, was auch draußen auf der Dose draufsteht. Ist da wirklich nur das drin…? Ich bin kein Lebensmittelchemiker – ich neige dazu, den Aufschriften zu glauben (und mir das Leben zu erleichtern). Also: Futter aus Dosen. Auf zwei Zutaten reduziert, Wahlweise mit Huhn, Lamm oder  Pute (aber auf jeden Fall mit Kartoffeln – ohne Reis). Dazu Bio-Gemüseflocken (die natürlich mit Vorlauf eingeweicht werden wollen). Bisschen Öl. Besonderes natürlich. Manchmal ein bisschen Malzbier. Und alles auf angenehmer Fresstemperatur. Ist fast wie für Kinder kochen . Besonders gut halt.

Ein großes Problem stellt die Menge dar. Dackel sind im Allgemeinen kleine Hunde, die entsprechend wenig Futter benötigen. Schade eigentlich. Geht es eigentlich nur mir so? Wenn ich es besonders gut meine, gibt es auch große Portionen. Und da ich Motte liebe, meine ich es natürlich gut – und es fällt mir hier sehr schwer, die Portionen dackelgerecht klein zu halten. Je nach Futter ist der Nährstoff- und Energiegehalt sehr unterschiedlich. Würde ich nur Trockenfutter servieren, bekäme der arme Dackel noch weniger (zumindest an menschlich wahrgenommener Masse).

Bei uns muss zusätzlich noch eingeplant werden, ob ein Besuch bei Opa ansteht. Denn dort wird der geliebte Ball mit dem Loch befüllt. Die von mir dort ungefähr erwartete Futtermenge muss ich bereits beim Dackelfrühstück reduzieren – sonst platzt der Hund vermutlich irgendwann. Den schwarzen Peter habe natürlich ich, wenn Motte mit großen Augen vor dem in sekundenschnelle geleerten Futternapf sitzt und mich mit dem vorwurfsvollen und leidenden Blick eines fast Verhungernden anschaut. Dass es später noch was bei Opa gibt, weiß das Tier natürlich nicht).
Ich habe durch jahrelange Dackelerfahrung gelernt, diesem Blick (meistens) zu widerstehen. Meine Kinder sind allerdings nach wie vor willige Opfer. Wenn ich hier nicht aufpasse, retten sie den armen, kleinen, offensichtlich von mir vernachlässigten Hund mit heimlichen Gaben vom Küchentisch vor dem vermeintlichen Hungertod. Der kluge Dackel weiß sehr genau, wann er beim Chef auf Granit beißt. Und nimmt unauffällig den Platz unter dem Stuhl des frühstückenden menschlichen Nachwuchses ein.

Wer jetzt der irrigen Annahme sein sollte, dass Dackel wegen des permanent nagenden Hungergefühls jedes Futter dankbar annehmen – nun, der irrt gewaltig.

Als Motte uns fand, war sie Trockenfutter gewohnt. Also bekam sie auch bei uns die harten Brocken. Zumindest eine Weile – dann verweigerte sie das Futter. Gut. Vielleicht war es nicht das richtige Produkt. Also probierte ich mich durch diverse Beutel. Natürlich machte ich mich vorher schlau, welches Futter im www als „absolut vollwertig, prima und gesund“ gehandelt wurde.

Leider hat der Dackel nach wie vor keinen eigenen Internetzugang und ignorierte mein angelesenes Fachwissen. Spätestens nach zwei Tagen wurde das Futter verweigert. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch der Meinung, den größeren Dickschädel zu haben. Und gab nach ein paar Tagen dackeliger Futterverweigerung dann doch nach – und kredenzte ein anderes Futter (kein Dackel ist übrigens auf die menschliche Futtergabe angewiesen: Der Dackel an sich – Teil II: Dackel betteln nicht, sie fordern.)

Irgendwann lernte ich dann, dass Trockenfutter nicht per se von unserem Dackel abgelehnt wird. Im Ball ist es nämlich durchaus okay – wenn Opa den Ball befüllt. Und nur dann. Bestücke ich den Ball hinterlistigerweise mit Trockenfutter, wird das ursprüngliche Lieblingsspielzeug augenblicklich mit Verachtung gestraft – und lieber kreativ nach anderen Dackel-Beschäftungsmöglichkeiten gesucht.

Irgendwann wich ich (in der irrigen Annahme, dass der arme Hund nicht genug zu fressen bekommt) auf eine Büchse mit sogenanntem Nassfutter aus. Und siehe da: innerhalb von Sekunden war der zunächst argwöhnisch beschnüffelte Napf ratzeputz leer. Aha. Der Chef hatte endlich verstanden und gelernt, was Dackel erwartete. Ich las selektiv im Internet nach und fand tatsächlich Meinungen, die das „Schlingen“ für Hunde als einen Bestandteil eines hundegerechten Lebens propagierten. Also gut. Dosenfutter für den Dackel. Ein Vorteil für den visuell veranlagten Chef: die Menge darf etwas höher sein als bei komprimiertem Trockenfutter. Der Dackel liebt mich vermutlich ein wenig mehr, ich selbst brauche mir keine Gedanken mehr über einen zu schlanken Hund oder eine ungenügende Flüssigkeitszufuhr zu machen.

Der Dackel frisst – stehend!

Und wenn ich im Internet lange genug suche, finde ich auch Meinungen, die pro-Nassfutter sind. Die Seiten, auf denen wahlweise bestimmte Trockenfuttersorten oder barfen als das non-plus-ultra dargestellt werden, überfliege ich lediglich und speichere die Informationen weit hinten in meinem Gehirn ab. Auch Hunde sind, wie wir Menschen auch, Individuen. Und solange mein Hund die Checks beim Tierarzt mit einem sehr gut zum Allgemeinzustand besteht, das Fell glänzt, die Zähne in Ordnung sind und der Hund vor Energie strotzt: warum soll ich mich dem täglichen Kampf um den größeren Dickschädel aussetzen?

Neben dem optimalen Futter gibt es natürlich auch noch die Frage nach dem perfekten Zeitpunkt der Mahlzeit. Und der Anzahl. Nebenbei: ich spreche hier aus meinen Erfahrungen mit einem erwachsenen Dackel. Für Welpen gelten andere Maßstäbe.
Wenn es nach Motte ginge, gäbe es eine Mahlzeit am Tag: 24 Stunden lang. Und diese Mahlzeit dürfte dann natürlich nicht aus Hundefutter bestehen – sondern aus dem, was das menschliche Rudel zu sich nimmt.
Die Möglichkeiten sind ja nahezu unendlich: morgens, mittags, abends, vor dem Spaziergang, danach, die Anzahl variiert von einmal bis nahezu unendlich.
Wir haben unseren (meiner bescheidenen Meinung nach) optimalen Weg gefunden. Da es für jeden Punkt mindestens genau so viele Pro- wie Contra-Argumente gibt (und jeder Hund anders ist), muss sich jeder Hundehalter hier selbst entscheiden. Der einzige Tipp, den ich hier gerne weiter gebe: der permanente Appetit und die Überzeugungsversuche des Dackels sollten hierbei vielleicht nicht zu stark in die Planung mit einbezogen werden.

Dackelige Aufforderung zu Höchstgeschwindigkeiten.

 

Wir haben zum Thema Fressen eine neue Baustelle: Sollte ich nicht schnell genug den Napf füllen, werde ich höflich, aber nachdrücklich durch ein anspornendes Bellen zu Höchstleistungen angefeuert.
Ich stelle mich der Herausforderung, dem Dackel seine Position in unserer internen Rangordnung noch einmal neu zu verdeutlichen. Und bin zur Zeit noch recht siegessicher. Wer Dackel kennt, weiß: Es wird kein leichter Kampf (für mich).

Barfen.

Da ich zu diesem Thema überhaupt keine Erfahrungen habe, kann ich hierzu auch nicht viel sagen. Außer: Barfen wäre toll. Und so hundgerecht. Gut, dafür brauche ich Zeit. Ich muss mich einlesen, ich muss lernen, was (m)ein Hund wirklich in welchem Verhältnis braucht. Ich muss kochen oder zubereiten, einfrieren und nicht zuletzt auch besorgen. Und Platz. Platz im Gefrierschrank brauche ich auch. Ich habe einen Riesenrespekt gegenüber Leuten, die das umsetzen können. Mir fehlt die Zeit, um mir das nötige Wissen anzulesen, die Zeit, die Dinge zu besorgen und auch die Zeit zum Zubereiten. Irgendwann werde ich auch das einmal versuchen. Irgendwann.

Zur Zeit greife ich auf Dosen zurück. Und ergänze, was meiner Meinung nach dort fehlt.
Mein Dackel führt sicher kein ursprüngliches, hündisches Leben. Bei einem wilden Leben im Wald würde nicht jeden Tag zur gleichen Zeit ein Hase am gleichen Baumstamm vorbeikommen und darauf warten, erlegt und verspeist zu werden. Im Wald gäbe es auch kein warmes Bett für die Nachtruhe oder gar ein dackeleigenes Sofa. Ob Motte dort wirklich glücklich wäre…? Ohne uns? Da dieser Dackel den überwiegenden Teil ihres Lebens in dem Glauben verbringt, ein mitdenkendes Plüschtier zu sein, möchte ich das nicht glauben.

Ich glaube, mein Dackel führt ein sehr schönes Hundeleben.

Und solange sich der menschliche Chef mit den Bedürfnissen seines Vierbeiners beschäftigt und sich neben aller Vermenschlichung von Zeit zu Zeit vor Augen hält, dass der beste Freund nach wie vor ein Tier ist, hat jede Ernährung (ob nun Nass- oder Trockenfutter oder eben BARF) ihre Berechtigung.

 

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