Das absolute Gehör eines Dackels

Entspannt auf dem Rücken schlafender Dackel auf dem Sofa

Der Chef behauptet schon immer, ich könne sehr gut hören, nur das mit dem Gehorchen sei noch ausbaufähig… Ich finde diese Behauptung ja ganz schön frech. Eigentlich gebe ich mir doch Mühe, seine Wünsche häufig zu erfüllen – zumindest, wenn sie in etwa in meinen Plan passen. Erleichtert einfach das Zusammenleben enorm, habe ich festgestellt. Der Chef ist dann wesentlich entspannter – und offener für mögliche Leckerchenforderungen. Apropos Leckerchen: der Chef hat neulich festgestellt, dass ich, Dackel Lucy, offenbar das absolute Gehör habe.

Dackelschlaf ist sehr wichtig

Auch, wenn ich meinem wichtigen Schönheitsschlaf fröne, habe ich natürlich immer eine Antenne auf Empfang. Bei meinem Personal weiß man nie, ob, wann und wobei dringend ein Dackel gebraucht werden könnte. Allerdings muss ich meinen Schlaf ja nicht für Nichtigkeiten unterbrechen. Daher habe ich natürlich mein Gehör geschult, mich nur für wirklich wichtige Dinge zu wecken. Und was soll ich sagen: ich bin natürlich mittlerweile perfekt im Erkennen Dackel-relevanter Geräusche.

Beispiele? Gerne: Kühlschrank, Zwiebeln oder Gurke?

Ich liege entspannt auf meinem Sofa unter meiner Kuscheldecke und schnarche gemütlich vor mich hin. Jemand vom Personal öffnet den Kühlschrank. Natürlich höre ich das, ich bin ja aufmerksam – trotz meines Schlafbedürfnisses. Das eine schließt das andere nicht aus – zumindest nicht bei einem Dackel! Von vielen Dingen aus diesem Kühlschrank bekomme ich eh nichts ab, das weiß ich aus jahrelanger Erfahrung. Aber natürlich höre ich sofort, wenn sich der Junior-Chef einen Joghurt herausnimmt. Da ich die Becher oft ausschlecken darf, gehen meine Antennen dann sicherheitshalber mal auf Empfang. Aufstehen und meine warme Kuschelhöhle verlassen werde ich natürlich erst, wenn ich höre, das der Becher fast leer ist. Dann erst postiere ich mich strategisch günstig und setze den erprobten Dackelblick auf, um meinen Anspruch auf das Ausschlecken des Bechers anzumelden.

Schneidebretter sind allerdings viel wichtiger

Sollte ich allerdings hören, dass sich jemand ein Schneidebrett nimmt, bin ich sofort sehr aufmerksam, verlasse aber meine Kuschelhöhle zunächst noch nicht. Oft werden komische Sachen wie Zwiebeln, Ingwer oder Salat geschnitten und es fällt dann auch schon mal was runter. Diese Dinge kann das Personal dann gerne auch selbst wieder aufheben. Salat ohne Dressing – bäh. Der klebt dann auch noch fies am Gaumen: nö. Und der Rest riecht gut – schmeckt aber nicht: für euch getestet. Sollte allerdings Gurke, Paprika oder Apfel geschnitten werden: bin ich auf der Stelle da. Aus der Decke wühlen und mich vor dem Personal in strategisch wichtige und unübersehbare Position bringen: eine einzige fließende Bewegung. Und den Unterschied im Schneidegeräusch höre ich auch durch die vielen Schichten meiner Kuscheldecke.

Das Rascheln verschiedener Tüten

Auch hier bin ich natürlich Experte. Chipstüten interessieren mich nicht – da bekomme ich eh nie etwas ab und habe meine Bekehrungsversuche eingestellt. Das Rascheln von Leckerchentüten oder Futterbeuteln dagegen erkenne ich auch aus großer Entfernung!

Es lohnt sich, liebe Dackelkollegen, ein wenig Zeit in das (Kennen-)Lernen der unterschiedlichen Geräusche zu investieren. Ihr erspart euch unnötige Kraftverschwendung oder sinnlose Schlafunterbrechungen – und ihr seid parat, wenn es sich lohnt. Mein Hundefreund macht sich das Leben anstrengender als es sein müsste und springt jedes mal auf, wenn die Kühlschranktür klappt. Mindestens in der Hälfte der Kontrollen ist er erfolglos. Meine Erfolgsquote im Abstauben von schmackhaften „aus Versehen oder mit Absicht“ heruntergefallenen Dingen liegt bei mindestens 90%.

Wie der Chef sagt: ich habe das absolute Dackel-Gehör.

Die große Runde nicht mit dem Chef: gilt nicht.

Entspannter, müder Dackel liegt auf dem Sofa auf dem Rücken

Die große Runde gehört natürlich zu meinen Highlights des Tages. Zu euren auch?
Der Chef muss ja lästigerweise regelmäßig tagsüber mein Hundefutter verdienen, sagt er. Er hat eine prima Regelung mit seinem Chef (oh ja, auch der Chef hat einen Chef – das fand ich in der Tat sehr interessant, als ich das herausfand. Aber das ist eine andere Geschichte). Vormittags ist mein Chef also im Büro, kommt dann nach Hause und nimmt sich ausgiebig Lucy-Zeit – und arbeitet danach im Homeoffice noch ein paar Stündchen weiter. Früher war ich selbst ja auch immer mit im Büro. Aber seit ich erwachsen bin und meine Pflichten mit der lautstarken Zugangskontrolle der Büroräume sehr, sehr ernst nehme, darf ich nur noch in Ausnahmefällen mit. Ehrlich gesagt, finde ich die jetzige Regelung auch selbst wesentlich entspannter. So kann ich in Ruhe mit dem Senior-Chef frühstücken, anschließend meinem Morgen-Schönheitsschlaf frönen und bin fit, wenn der Chef nach Hause kommt und zur großen Runde ruft. Wenn der Chef danach noch arbeiten möchte/muss, ist auch alles gut, denn dann bin ich rechtschaffen müde und wünsche für eine Weile nicht gestört zu werden. Win-win für alle. Alles prima.

Manchmal übernehmen die Junior-Chefs die große Runde

Nun gibt es aber Tage, an denen hat einer der Junior-Chefs frei und dreht die große Runde mit mir. Das finde ich grundsätzlich total super. Abwechslung ist Trumpf! Andere Wege, andere Menschen: toll. Allerdings ist der Chef, der an solchen Tagen dann erst später nach Hause kommt, immer der Meinung, ich sei ja bereits Gassi-technisch ausgelastet. Und er geht einfach nicht noch eine große Runde mit mir. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich finde, das geht einfach gar nicht. Gut, manchmal bin ich dann tatsächlich ja echt müde, wenn der Chef nach Hause kommt und meistens bin ich eigentlich auch ganz froh, wenn ich dann meine Ruhe auf meinem Sofa habe. Aber natürlich weiß ich auch: nur die Runde mit dem Chef gilt als große Runde, egal, wie aufregend der Spaziergang mit den Junior-Chefs war. Da würde ich mich selbstverständlich aufopfern, um auch dem Chef seine große Runde zu ermöglichen.

Selbstverständlich bestehe ich also darauf, dass der Chef seiner Verpflichtung nachkommt und mit mir unsere große Runde dreht, wenn er nach Hause kommt. Ich bin ja konsequent und weiß, was es für den Erziehungserfolg bedeutet, Regeln nicht durchgehend einzuhalten! Große Runden mit den Junior-Chefs sind zugegebenermaßen immer ein wenig spannender und aufregender als die tägliche Routine mit dem Chef. Und trotzdem ist es wichtig, auch an des Chefs Gesundheit zu denken und ihn aufzufordern, nun endlich mit mir die Welt zu erkunden!

Der Chef sagt dann aber immer: eine große Runde am Tag reicht!


Ebenso selbstverständlich ist der Chef übrigens der Meinung, dass eine zusätzliche, lange Welteroberungstour mit ihm an solchen Tagen nicht nötig sei; sieben Kilometer mit dem Junior-Chef seien für einen Dackel wie mich an einem ganz normalen Wochentag als große Runde durchaus akzeptabel. Manchmal schiebt er dann zwar einen zusätzlichen, aber doch einfach lächerlich kurzen Gang um den Block ein. Ha! Das gilt natürlich nicht, egal, wie müde ich bin. Es geht ums Prinzip! Und das mache ich ihm dann auch ganz deutlich klar.

Konsequenz ist so wichtig

Ein dauernder Streitpunkt bei uns! Ich kann euch wegen der unbedingt nötigen Konsequenz in der Erziehung eures Personals also auf jeden Fall den Tipp geben: besteht darauf, dass die korrekt durchgeführte große Runde mit eurem Chef stattfindet. Sonst setzt ihr den bisherigen Erfolg eurer Personal-Erziehung aufs Spiel. Ich sage euch:

Gerade beim Hunde-ist Personal die Konsequenz in der Erziehung so wichtig.

Kleine Hunde – je kleiner, desto oho…

Häufig hört „man“ ja das irrige Zweibeiner-Argument, dass kleine Hunde viel einfacher zu handeln seien als große. Ich als Dackel von Welt muss da wohl mal was klarstellen: das stimmt selbstverständlich nicht. Wie ich darauf komme? Nun, zufällig bin ich selbst ein Dackel und damit ein kleiner (niedriger) Hund. Schaut selbst:

Unter den Arm klemmen, wenn das Personal die eventuell mangelnde Erziehung bemerkt

Klar, kleine Hunde sind für die Zweibeiner sicher manchmal praktisch. Es gibt Diskussion über die Richtung bei einem der täglichen Spaziergänge? Oft ist dann das Personal der Meinung: „ich klemm mir den Hund schnell unter den Arm und trag ihn ein Stück – und dann gehts munter weiter“. Ja ja. Als ob wir einzig durch die kurzzeitige Entfernung von der Erdoberfläche vergessen würden, wo wir Hunde eigentlich lang wollten… Natürlich nehmen wir die Durchsetzung unserer Ansicht in dem Moment wieder auf, in dem unsere Pfoten wieder festen Boden berühren. Und ja, natürlich haben wir in diesem meist kurzen Zeitraum nicht vergessen, wo wir ursprünglich lang wollten! Gerade, wenn wir die Umgebung genau kennen…
„In die gewünschte Richtung ziehen“ ist auch sehr beliebt; geht ja bei einem kleinen Hund auch oft ganz gut. Ein kleiner Hund hat der Kraft eines Menschen natürlich nicht so viel an körperlicher Präsenz entgegenzusetzen wie z.B. eine Dogge. Dafür können wir aber echt penetrant und hartnäckig sein – und vor Allem: wir vergessen nichts! Ich kann da aus eigener Erfahrung berichten: im Zweikampf zum Gassi-Weg mit dem Titel „Dackel vs Personal“ hab bisher meist ich, der Dackel, gewonnen. Dauerte manchmal ein bisschen, okay, aber Hartnäckigkeit und Dranbleiben zahlt sich aus! Im Endeffekt gehen wir dann doch da lang, wo ICH hinwollte. Die hohe Schule: dem Personal das Gefühl geben, dass es trotzdem „gewonnen“ hat. Die Wege in meinem Revier kenne ich genau und weiß natürlich, dass ich auch auf Umwegen an mein Ziel komme. Resultat: alle sind zufrieden. Denn das Personal merkt zum Glück oft nicht, wenn es von mir ausgetrickst wird.

Kleine Hunde – so praktisch zum Personal-Selbstbetrug!

Wer kennt es nicht: das Personal nimmt den kleinen Hund in der Wohnung plötzlich und ohne für den Vierbeiner erkennbaren Grund auf den Arm. Ziel des gemeinsamen Wegs ist die Waage. Das Personal stellt sich mit Hund auf die Waage, schluckt kurz, teilt das angezeigte Gewicht dann aber durch zwei und ist plötzlich sehr glücklich. Was genau das jetzt mit uns kleinen Hunden zu tun hat, hab ich noch nicht begriffen; ist aber auch egal. Glückliches Personal ist immer gut!

Ausnahmen gibt es natürlich auch: Sofas und Betten sind immer zu klein für kleine Hunde (laut Meinung meines Personals)

Wer jetzt denkt, ein kleiner Hund nähme immerhin auf dem Sofa oder im Bett nicht viel Platz weg, dem sei gesagt: FAIL.
Je kleiner der Hund, desto größer ist der Platzbedarf auf menschlichen Möbeln. Sagt der Chef. Ein einziger Dackel kann auf einem Dreier-Sofa durchaus so viel Platz einnehmen, dass für das menschliche Personal nur noch sehr raumreduzierte Restplätze an den Rändern bleiben. Wenn wir es gut meinen, gönnen wir dem Personal ein wenig mehr Platz und wickeln wir uns dann gnädig um die Menschenbeine oder legen uns auf dieselben – das ist aber kein Standard und sollte vom Personal immer als „außergewöhnliche Gunst“ verstanden werden! Wird es aber eher selten, auch hier spreche ich aus Erfahrung.
Im Bett gelten natürlich noch mehr ungeschriebene Dackel-Gesetze: „wenn der Dackel da schon liegt, leg dich gefälligst drum herum“, dicht gefolgt von „wenn der Dackel da liegen möchte, wo du gerade liegst -> weiche!“ Es gibt selbstverständlich noch mehr Dackel-im-Bett-Gesetze, aber das würde jetzt hier zu weit führen. Ein Dauerthema… zumindest bei uns.

Kleine Hunde sind oft ganz schlecht erzogen – sagen viele Zweibeiner

Nun ja. Wen wundert so eine Aussage? Uns kleine Hunde jedenfalls nicht. Große Hunde flößen dem Personal oft Respekt ein – einzig durch deren Körpermasse. Wir kleine Vertreter unserer Art nutzen die menschlichen Schwächen und die Nachteile unserer körperlichen Unterlegenheit oft einfach gezielter (böse Zungen behaupten ja: hinterhältiger) aus – wir kennen es ja nicht anders, durch unsere Kleinheit können wir uns ja nur durch Hirn durchsetzen.
Und wenn dann noch die Charakterstärke eines Dackels und im Notfall der berühmte Dackelblick dazukommt… Hauptgewinn. Für uns. Perfekt.

Dackel Lucy im Bett. In ihrem Bett. Menschen nur auf schriftlichen Antrag.