„Komm, wir gehen raus!“ Und was der Hund versteht:

Dackel geht raus - und dann liegt Schnee

Die tägliche große Gassi-Runde ist (m)ein Highlight. Für den Hund und auch für den angehängten Zweibeiner. Natürlich müssen die äußeren Bedingungen passen – dazu gibt es ja hier von Motte bereits ausführliche Handlungsempfehlungen für das Personal. Leider muss ich feststellen, dass sich mein Personal auch nach fast drei Jahren in diesem Punkt als relativ beratungsresistent herausgestellt hat.
Über die seltsamen Angewohnheiten meiner Menschen kann ich nach wie vor oft nur schmunzeln: „Komm, wir gehen raus!“. Welch verheißungsvolle Worte! Und was tut der Chef, unmittelbar nach Aussprache dieses tollen und erwarteten Satzes? Ich spoiler mal: nein, er zieht sich nicht Schuhe und Jacke an. Nein, er greift nicht sofort zu Halsband und Leine. Stattdessen zieht er sich in das Badezimmer der Wohnung zurück und sucht das stille Örtchen auf.

So wird das nie was mit der menschlichen Reviermarkierung… Warum geht der Chef auch nicht raus, um sich zu erleichtern?


Aber auf mich hört ja hier keiner. Amüsant finde ich, dass sich der Chef darüber lustig macht, dass ich auf diesen Spruch damit reagiere, dass ich mich mit aufforderndem und ermutigendem Dackelblick vor dem Klo postiere. Das alte Dilemma zwischen menschlichem BlaBla und der einfachen Erwartungshaltung der Zweibeiner. Dass ich bereits zwei Schritte weiter denke (wenn das hier erledigt ist, gehts endlich raus!) und dass das für einen Hund eine tolle Leistung ist, sieht und würdigt hier niemand. Aber das kenne ich ja.

Gut, der Chef hat also sein eigenes Geschäft erledigt, bevor wir draußen sind. Manchmal, und das muss ich neidlos zugeben, hat er damit echt Glück. Ich habe noch nie erlebt, dass es vor dem menschlichen Klo regnete. Nebenan, in der Dusche oder der Badewanne, sieht es da anders aus – aber da passt der zeitliche Zusammenhang nicht. Und markieren bringt in diesem Raum nichts außer Ärger mit den Zweibeinern, #füreuchgetestet.

Regeln sollten für alle gelten

Wenn ich also raus gehen muss (und natürlich auch möchte!) und die äußeren Umstände nicht unbedingt zu meiner Stimmung beitragen, fällt mir gerne wieder ein, dass der Chef sich ja auch gerne innerhalb der warmen und trockenen Wohnung erleichtert. Und ich frage mich dann ernsthaft, warum das für mich Krummbein eigentlich nicht erlaubt ist. Wenn ich aber schon mal draußen bin, überkommt mich mein Bedürfnis nach Erleichterung immer – dackelunwürdiges Wetter hin oder her. ICH halte mich an die (menschen-bestellte) Regel: erleichtern nur draußen. Mein Wunsch nach der Aufenthaltsdauer draußen variiert aber deutlich, je nach den Wetterverhältnissen.

Geographie? Entfernungsmessung? Kein Problem für Dackel.

Der Chef behauptet gerne, ich hätte ein eingebautes Navi. Natürlich kenne ich unsere Standardwege. Auch bei dackelunwürdigen Wetterverhältnissen (Regen, z.B.) werde ich manchmal zu Wegen gezwungen, die ich selbst unter diesen Umständen niemals gehen würde. An jeder mir bekannten Abkürzungsmöglichkeit frage ich daher natürlich nach, ob wir dieses Spektakel jetzt nicht beenden und den direkten (und kürzesten) Heimweg einschlagen können. Raus gehen ist toll – aber doch nicht im Regen! Oft werde ich trotzdem weitergezwungen (Freilauf ohne Leine gibt es an solchen Tagen so gut wie nie, gemeinerweise. Sonst wäre ich mit Sicherheit der absolute und ungeschlagene Sieger in dieser Disziplin).
Zum Glück bin ich ein geographisches Wunder (eine meiner geheimen Fähigkeiten). Ich lasse mich bis zu einem bestimmten Punkt ständig bitten, doch noch ein paar Schritte weiter zu gehen. Ab einem ganz bestimmten Punkt weiß ich aber genau, dass der Weg von hier aus nach Hause kürzer ist, als die bisher zurückgelegte Wegstrecke. Ab da bin ich natürlich vorne mit dabei und ziehe an der Leine meinen mitgeführten und offenbar ortsunkundigen Menschen in die einzig richtige Richtung.

Stichwort Leinenführigkeit und so

Ist übrigens auch nicht richtig, wenn ich nach den unbedachten Äußerungen des Chefs gehen würde. Egal. Hauptsache für mich: wir sind wieder schnell zu Hause, Ich habe mein Revier markiert, mich erleichtert, meinen so wichtigen Auslauf gehabt. Und kann endlich meinen nassen Unterbau zum Trocknen auf dem Sofa unter der Kuscheldecke parken (ist dann übrigens auch wieder nicht personal-konform – interessiert mich aber in diesem Moment nicht wirklich. Wenn hier jemand Grund zum meckern hätte, bin das ja wohl ICH. Oder?).
Alternativ muss ich mich trocken- und warmspielen. Und erwarte selbstverständlich eine ausufernde Spielsession – hängt von meiner Stimmung ab. Zum Glück habe ich mein Personal im Griff und auf meine Wünsche wird eingegangen. Egal, ob trocknen oder wilde Spiele: der Dackel gewinnt. Und das ist die Hauptsache, oder?

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