Kindererziehung

Ich habe, neben dem Dackel, auch noch zwei pubertierende Kinder. Als Alleinerziehende nicht immer einfach, da natürlich alle Ungerechtigkeiten dieser Welt ungefiltert bei mir abgeladen werden. Es bin auch immer ich, die die unangenehmen Dinge fordert, seien es Hausaufgaben, Müll rausbringen oder einfach nur „Füße vom Tisch!“.

Zum Glück habe ich Unterstützung. Der Dackel ist sehr gewandt in Erziehungsfragen. Gut, Motte kämpft mit unfairen Mitteln. Ein Seufzer hier, ein Wimmern dort, alles gewürzt mit hängenden Ohren oder treuen Dackelaugen. Da kann ich nicht mit: den Blick bekomme ich nach jahrelangem Üben fast hin, aber die Kombination mit den Ohren klappt einfach nicht.

Wenn ich sage, „räum deine Klamotten weg“, kann ich froh sein, wenn mich jemand von den Pubertieren überhaupt wahrnimmt. Wenn ich dagegen sage, „Räum die Klamotten weg, du versperrst dem armen Hund den Weg zum Sofa“ – sind die Sachen in Nullkommanichts vom Boden verschwunden. Gut, sie liegen dann natürlich nicht gefaltet im Kleiderschrank, sondern als Haufen in einer anderen Ecke. Da muss ich geduldig sein und warten, bis der Hund in diese eine Ecke möchte.

Wenn Motte meint, Hundefutter sei nur was für den äußersten Notfall und Leckerchen im Ball oder im Kong seien mit Sicherheit nahrhafter und für das Wohlergehen eines Dackels unabdingbar, dann setzt sie ihre Meinung durch. Vor allem bei den Kids hat sie dabei perfekte Strategien entwickelt.

Man nehme das zu befüllende Objekt in das lockere, leicht geöffnete Maul, suche den Blickkontakt zum potentiellen Dosenöffner und seufze dezent. Sollte diese erste Stufe wider Erwarten nicht funktionieren, spu

cke man den Ball oder den Kong vor (zur besseren Bemerkbarkeit auch gerne AUF) die Füße des erwählten Opfers. Falls die gewünschte Befüllung nun nicht sofort startet, folgt dann eine Mischung aus Jammern, Belle

n und Knurren. Natürlich nicht zu laut, hund möchte ja nicht (vom Chef, also mir) für unnötigen Lärm gerügt werden (und Verängstigen möchte hund die Kids ja auch nicht).

Das reicht in den allermeisten Fällen aus, damit die jugendlichen Dosenöffner zu der Büchse mit den Leckerchen springen. Hier kommt meine Wenigkeit ins Spiel: die Leckerchen bestehen zum großen Teil aus dem ansonsten verhassten Trockenfutter… Spaß muss sein.

Gut, falls ich tatsächlich die unerwünschten Energiebarren unter die Leckerchen mische, werden diese aus dem Ball herausgepopelt und selbstverständlich zur späteren  Entsorgung mit dem Staubsauger auf dem Teppich liegen gelassen. Da werden vom Dackel Prioritäten gesetzt; kein Dackel ist auf Leckerchen angewiesen. Eine weiterführende Erklärung gibt es in meinen Gedanken zum Dackel an sich… Teil II ).

Manchmal arbeite ich bei der Erziehung meiner beiden Pubertiere mit Motte zusammen.

„Gehst du bitte mit dem Hund raus?“
„Och nö… Ich lieg gerade so gemütlich auf dem Sofa“.
„Schau mal, wie sie guckt…“
Gewonnen.

Allerdings schneide ich mich damit auch oft ins eigene Fleisch. Denn mit den Kindern spazieren zu gehen gilt natürlich nicht als vollwertiger Ersatz für einen Spaziergang mit dem Chef (so bezeichne ich mich gerne – allerdings bin ich auch die Einzige, die das tut).

Also muss ich auch nochmal los.

Nicht, dass Motte mich im Griff hätte. Schließlich bin ich der Chef. Und das weiß sie.

Und nutzt es schamlos aus.

Dackel halt.

 

2 Antworten auf „Kindererziehung“

Schreibe einen Kommentar