Winterzeit in Deutschland – Erkältungszeit. Auch mich hat es erwischt. Eine fiese Erkältung mit Husten, Schnupfen und „zermatscht-Gefühl“. Ganz kurz habe ich sogar überlegt, ob es vielleicht der gefürchtete Männer-Schnupfen sein könnte. Aber sobald die Erkenntnis in mein durch das Fieber nur sehr eingeschränkt arbeitendes Hirn drang: Hallo, du bist eine Frau…! Da war ich beruhigt. Ich würde vermutlich überleben.
Dennoch ging es mir wirklich nicht gut. Der Dackel bemerkte meine Unpässlichkeit natürlich sofort und bot sich völlig selbstlos als Wärmflasche an. Ich war sehr dankbar und setzte Motte zu mir ins Bett, wo sie sofort unter der Bettdecke verschwand, sich um meine Füße rollte und sich sicherheitshalber auch nicht mehr bewegte. Ich genoss die Wärme – erst später dämmerte mir, dass Motte ja durch den Bandscheibenvorfall inkontinent ist und es vielleicht keine so gute Idee war, sie ohne Windel und Pinkelunterlage auf die ungeschützte Matratze zu lassen… Ob sie ihre Blase nun doch wieder etwas kontrollieren kann oder nicht: wir hielten gemeinsam ein entspanntes Nickerchen. Und ich hatte warme (und trockene!) Füße, als ich erwachte. Dann allerdings wurde das Fellbündel am Ende des Bettes unruhig – ich ahnte: wenn ich nun nicht schnell handele, würde ich es vermutlich bereuen. Also setzte ich den Dackel schnell auf die für kleine Malheure vorgesehene Unterlage – und tatsächlich: ich hatte richtig gemutmaßt und mich selbst vor einem feuchten und vor allem äußerst unangenehm riechenden Bett bewahrt. Immer noch beseelt von meiner klugen Handlung wollte ich mich nun, nach wie vor fiebergeplagt, entspannt wieder in meine weichen Kissen sinken lassen. Der Dackel war allerdings der Meinung, nun erst mal genug an Krankenpflegediensten als Wärmflasche geleistet zu haben. Er setzte sich sich vor das Bett und forderte mich nachdrücklich zum Aufstehen (und natürlich zum Spielen) auf.
Das Leben ist schließlich immer ein Geben und Nehmen (ein Dackel wird aber immer selbst entscheiden, welche Seite nun gerade am Zug ist). Niemand, den ich kenne, hat diesen Grundsatz so verinnerlicht wie mein Hund.
Und ich war mir meiner Schuld auch sehr bewusst: die morgendliche Hunde-Runde war sehr, sehr kurz ausgefallen. Auf der anderen Seite war ich an „normalen“ Tagen jetzt um diese Zeit gar nicht greifbar, weil arbeitsbedingt abwesend. Eigentlich war also für den Dackel noch normale Ruhezeit. Da ich aber schon mal da war, war der Dackel der festen Meinung, nun auch bespaßt werden zu können. Grundsätzlich gerne – aber nicht an so einem Tag und vor Allem nicht von mir…!
Es kam, wie es kommen musste: ich hatte (selbstverständlich nur wegen meines krankheitsgeschwächten Zustands) diesmal nicht den längeren Atem. Also schleppte ich mich ins Wohnzimmer, füllte ein paar Mal abwechselnd den Lieblingsball und den Wobbler mit Leckerchen und genoss die dann jeweils folgenden entspannten paar Minuten ohne Hundemotivation auf meinem Sofa. Irgendwann besann sich Motte: „Morgens ist eigentlich Ruhe und Schlafenszeit, damit für nachmittags ausreichend Energie zur Verfügung steht! – Und der Chef ist offenbar nicht gut drauf… Lasst mich durch, ich bin Dackel, ich kümmere mich.“
Das Krummbein forderte daraufhin seinen ihm offiziell zustehenden Platz auf dem Sofa. Ich war nicht abgeneigt, meinen Rückzugsort mit diesem zwar kleinen, aber unglaublich platzfressenden Hund zu teilen – denn mir war kalt und der Dackel verströmte eine angenehme, durchdringende Wärme, die er ohne zu zögern mit mir teilte. Überrascht registrierte ich am Rande, dass ich diesmal nicht an den Rand des Sitzmöbels gedrückt wurde, sondern dass sich der Hund vorsichtig und dennoch lindwurmartig um mich schmiegte. Mit einem kurzen Schlecken über meine Hand stellte Motte sicher, dass ich mir ihrer Anwesenheit bewusst war. Ich wusste in diesem Moment ganz genau, dass ich mich in den besten Händen (bzw. Pfötchen) befand.
Bis nachmittags.
Denn dann war irgendwann Zeit für den täglichen, großen und immer wieder spannenden Hunde-Spaziergang. Und der Dackel war sehr, sehr ausgeruht. Mir ging es leider immer noch nicht viel besser – und mir war gerade so schön warm.
Geben und nehmen – ich sagte es bereits.
Der Dackel war nun der ununmstößlichen Meinung, dass soviel Dackelpower zum „Gesundmachen“ eines einfachen Menschen eigentlich ausreichen sollte. Und forderte mich nachdrücklich auf, nun endlich mal an die frische Luft zu gehen. Der Hund würde mich selbstverständlich begleiten, natürlich nur, um auf mich aufzupassen. Ich fühlte mich eigentlich überhaupt nicht in der Lage, die Wohnung zu verlassen und vertröstete den erwartungsvollen Hund auf eines der Kinder. Aber da hatte ich die Rechnung ohne meinen Gesundmacher gemacht. Motte gab keine Ruhe, bis ich mich schließlich einigermaßen ausgehfein machte und mit ihr eine kleine Runde (an der zugegebenermaßen sehr frischen und guttuenden Luft) ging. Ein sehr, sehr kleine Runde. Normalerweise hätte ich einen so kurzen Spaziergang mit einer unmittelbar folgenden, nahezu unerträglichen Dackel-Aktivität in der Wohnung büßen müssen.
Diesmal nicht.
Als wäre der Dackel mit dem Erziehungserfolg zufrieden, war er nach dem kurzen Lüften ohne weitere Diskussionen wieder bereit, auf den offenbar nicht voll einsatzbereiten Chef Rücksicht zu nehmen, forderte den Platz auf dem Schoß ein und unterstützte mich passiv durch Kuscheln und Liebsein beim Kampf gegen die bösen Viren.
Eigentlich wollte Motte in ihrer Fürsorglichkeit noch einen Schritt weiter gehen und sämtliche Nahrung, die ich zu mir nehmen wollte, sicherheitshalber durch Vorkosten (vermutlich auf ihren Vitamingehalt hin) testen. Da setzte ich mich allerdings dann doch durch und vertröstete den Dackel auf ihr eigenes Futter.
Am nächsten Tag war mein Hund dann der Meinung, ich solle mich bei dieser Pflege nicht so anstellen – und was soll ich sagen: dieser Lebenslust konnte ich mich nicht lange entziehen. Es ging mir schon viel besser…!
Ein Hund als Krankenpfleger und Motivator – wunderbar. So eine Motivation hilft nicht nur mir bei einem kleinen, wenn auch unangenehmen Schnupfen. Es gibt mittlerweile einige Hunde, die z.B: in Alten- und Pflegeheimen unterwegs sein dürfen. Es sollten noch viel mehr werden – ich kann aus eigener Erfahrung nur bestätigen: die Überzeugungskraft durch die Kombination aus Unbeschwertheit, Optimismus und Einfühlungsvermögen eines Hundes ist unglaublich.
Ich werde meine Erkältung – nicht zuletzt wegen des wunderbaren Gesundmach-Dackels – wohl unbeschadet überstehen.
In diesem Sinne: Gesundheit!
Und allen Zweibeinern, die nicht fit sind, wünschen wir gute Besserung – und einen fürsorglichen Hund an Eurer Seite.