Der Dackel an sich… Teil I

Der Dackel gilt als urdeutsch.Kein Wunder, erinnert er doch von der Statur her manchmal sehr an eine Wurst (eins der bekanntesten deutschen Hauptlebensmittel Nr. 1). Deutschland ist Export-Weltmeister – und das zeigt sich auch beim Hund: aufgrund der Statur und der bodennahen Bauweise stehen Dackel weltweit oft Modell für z.B. Hutablagen-Wackeldackel, Zugluftstopperoder Fast-Food (HotDogs) und bringen damit ein wenig typisch deutsches „Dackellife“ in die große weite Welt.


Foto: Greta Müller

 

Die Besonderheit dieser Rasse beginnt schon beim Namen: viele gleichberechtigte Bezeichnungen, eine Hunderasse: Dackel, Teckel, Dachshund.

Wer jedoch meint, Dackel sei gleich Dackel, irrt gewaltig. Dennoch gibt es Grundsätzliches, das alle Dackel eint. Doch dazu später.
Für jede Haarvorliebe gibt es den passenden Dackel (natürlich auch jedesmal in verschiedenen Farben):

Der Rauhaardackel:


Foto: Nina Block

Zottige Zeitgenossen, für die es keinen Bad-HairDaygibt („das muss so“). Sehr praktisch: mangelnde Fellpflege, Parasiten und Übergewicht werden durch die krausen und drahtigen Fellbüschel gut kaschiert. Die zottige Out-of-Bed-Frisur gibt diesem Dackel einen ständig verschmitzten Ausdruck. 

Foto: Judith Finnern

Der Langhaardackel

Foto: Monique Pangowski


Außerdem sind da natürlich Langhaardackel, deren langes Fell (wahrscheinlich) über die Kürze der Beine hinwegtäuschen soll. Diese Art ist oft bei Haltern mit nicht halb so prächtigem eigenem Haupthaar anzutreffen. Hier kann und muss der tägliche
Kämm– und Pflegewahnsinn der Frauchen (und auch der Herrchen) ausgelebt werden. Nebenbei eignen sich diese Exemplare (ebenso wie Rauhaarteckel) sehr gut als Unkrautpfleger im heimischen Garten, da sämtliche Kletten, lose Ästchenund anderes nicht benötigtes Zeugs vom langen Haar problemlos und in kürzester Zeit eingesammelt werden. Diese elitäre Dackelart wäre gerne etwas Besseres als der gemeine Straßendackel. Der vornehme Langhaardackel geht nicht spazieren, er flaniert. 

 

Foto: Monique Pangowski

 

 

Der Kurzhaardackel

Foto: Nicole Kamp, www.dackel-vom-haselbach.de

Dann gibt es noch den Kurzhaardackel, von der Fellseite her sehr pflegeleicht. Abgesehen vom Haarverlust – aber bei einer schnittigen Kurzhaarfrisur des Herrchenskann man die herumliegenden Haare leicht auf den menschlichen Mitbewohner schieben – gibt es Kurzhaardackel doch ebenfalls praktischerweise in den verschiedensten Fellfarben.

 

Dackel gibt es zusätzlich zu den Fellarten in verschiedenen Größen. Vom Kaninchen- über den Zwerg- zum Normal-Teckel ist für alle Freunde der laufenden Trethupeetwas dabei.
Foto: Katja Passin
Wer allerdings glaubt, ein Dackel nehme auf dem heimischen Sofa weniger Platz weg als ein Deutscher Schäferhund, hat sich noch nie dem Kampf mit einem echten Dackel (egal welcher Größe) um den besten Fernsehplatzoder die Bettdecke gestellt – und natürlich eine Niederlage einstecken müssen. Ein durchschnittliches Dreier-Sofa ist mit einem einzigen kleinen Dackel (und seinen Decken, Kissen und Lieblingsspielzeugen) darauf voll besetzt. Sehr schlanke Menschen-Exemplare finden aber dennoch problemlos auf der Sofalehne ihren Platz. Vorausgesetzt, sie verhalten sich ruhig und bewegen sich nicht unmäßig, was den wichtigen Schlaf des Dackels stören könnte und empörtesGrunzen und ungehobeltes Getreteohne Rücksicht auf menschliche Verluste zur Folge hat.
Für Streicheleinheiten darf sich das dann geduldete Herrchen (oder Frauchen) allerdings gerne mal kurzfristig in die (gerade im Winter angenehm warme) Komfortzone des Dackels hineinbewegen – sofern vom Menschen ein sofortiger Rückzug bei Einstellen des Kraulensgarantiert wird.

Ein Dackel ist ein ideales Haustier für eher heim– und couchbasierteMitmenschen. Könnte man meinen. Ein weit verbreiteter Irrglaube.


Dackel gehören zu den
domestiziertenHunderassen mit der am weitesten entwickelten Intelligenz. Sie sind es von klein auf gewohnt, ihre Entscheidungen selbst zu treffen. Eine züchterischeMeisterleistung, die für den ursprünglichen Einsatz als Jagdhund (über-)lebensnotwendig ist. Heutzutage leben viele Dackel im jagdfremden Umfeld als sogenannte„Familienangehörige“. Sie leben (genverankert) aber dennoch selbstbestimmt – vom Welpenalter an. 
Sollte dem Dackel ein Fehler der Menschen im Umgang mit ihnen oder im täglichen Leben auffallen, scheut sich der mutige Teckel nicht, die unbedarft handelnden Menschen darauf hinzuweisen und – natürlich – in ihrem Verhalten mehr oder weniger subtil zu korrigieren.
Unordnung, wie herumliegende Socken, benutzte und unappetitlich beiseite gelegte Taschentücher oder nett eingepackte Geschenke werden ebenso unbekümmert durch sofortiges Zerstören besiegt wie auch ein akuter Futter- oder Aufmerksamkeitsmangeldurch An- oder Auffressen von Plüschtieren, Teppichkanten oder Tageszeitungen ausgeglichen.

 

Foto: Monique Pangowski

Die Geheimwaffe: der Dackelblick

Der Dackel an sich ist ein geborenes Alphatier. Durch eine anpassungsstarke und gezielt eingesetzte Mimik ist der Dackel imstande, jeden Menschen innerhalb kürzester Zeit zu unterwerfen (Stichwort: „Dackelblick“).
Foto: CatRin Ah
Widerstand menschlicherseitsist angeblich möglich, bisher aber nur in ganz wenigen Fällen tatsächlich überliefert. Ein Dackel wird sich nicht anpassen, nur seinen momentanen Stand in der Hierarchie nach wichtigen Kriterien wie Futtermenge und –qualität, Aufmerksamkeit und Spielfaktor situationsbedingt ständig neu berechnen – und den Blick aus den großen, dunklen Augen berechnend einsetzen.

 

 

Foto: Kirsten Christiansen

 

Foto: Sandra Finkler
Einem Menschen unterordnen (im landläufigen Sprachgebrauch anderer Hundebesitzer nennt man es auch gerne: „gehorchen“) wird sich ein Dackel eher selten; die unter Hundehaltern allgemein bekannten und  beliebten Rufe „hiieer“, „ausss“ oder „nein“ werden zunächst unter den oben genannten Prämissen hinterfragt.

Übersetzung des Begriffs „Kommando“ in dackelisch= „würdest du vielleicht; wenn du gerade Zeit hast; wenn es dir nicht zu viel ausmacht“

Bei Zutreffen der für den Dackel wichtigsten Punkte wird einem „Kommando“ bereitwillig gefolgt. Falls der Teckel jedoch zu dem Schluss kommt, dass die Bitte des Menschen unsinnig, unpassend oder unbequem ist, wird gerne die schlechte Akustik aufgrund der langen Ohren vorgeschoben. Der vierbeinige Freund kann Herrchen oder Frauchen dann gerade überhaupt nicht hören. Wegen züchterischbedingter Bauartmängel kann einem Hund schließlich kein Vorwurf gemacht werden. Sollte es wider Erwarten doch geschehen, setzt der Dackel skrupellos den o.g. Dackelblick ein. Und wird gewinnen.
Foto: Marion Peters
Es soll Hundetrainer geben, die diese Eigenheiten des Dackels durchaus erkannt haben. Sie weisen den Hundehalter zwar auf gewisse Dinge hin, haben die vermutliche Erfolgsquote (oder besser gesagt: die Versagensquote des Menschen) jedoch stets vor Augen.
Hunde, die von einem durchschnittlichen Zweibeiner locker unter einem Arm getragen werden können, sind im Allgemeinen wesentlich schlechter erzogen als vierbeinige, 50-Kilo schwere Kraftpakete. Allerdings sind ausgerechnet die kurz- und oft leicht krummbeinigen Dackel dabei (leider) so intelligent, dass die Inkonsequenz der Halter eiskalt ausgenutzt wird.
Kleinen und halbwüchsigen Menschenexemplaren gegenüber legt der Dackel ein ganz anderes Verhalten an den Tag. Schließlich erzieht er sich hier die folgende Dosenöffner-Generation. Viele der Kinder, die mit einem Dackel aufwuchsen, werden auch später wieder einem kurzbeinigen, langgezogenen Hund dem Vorzug vor kurzzeitig aktuellen Modehündchen geben. Im Übrigen weiß der geneigte Dackel, dass die Wirkung der Kombination aus Dackelblick und großen Kinderaugen auf Erwachsene nahezu unschlagbar ist. Strafen werden vergessen und Belohnungen werden verteilt – an alle. Davon profitieren auch die Kinder, die Verbündete in der Sache sehr schnell erkennen.

Wer meint, mit einem derartig kleinen Hund „nur“ ein halbes Stündchen am Tag spazieren gehen zu müssen, unterliegt einem schweren Fehler. Die Strafe für den irrglaubenden Menschen folgt umgehend. Das Herrchen, das sich nach dem auslaugenden, gemütlichen Spaziergang beruhigt und im Glauben der Pflichterfüllung auf dem Sofa niederlässt, sieht sich einem nicht im Mindesten ausgelasteten Hund gegenüber. Jeder, der Kinder hat, weiß, dass dies ein gefährlicher und unberechenbarer Zustand des Zöglings ist.
Die läuferischeKondition des Teckels ist eventuell angetastet worden – die geistige Intelligenz eines Dackels ist nun hellwach. Oft kommen Dackel nach einem gemütlichen Spaziergang mit nur ein wenig „Zeitunglesen“ und „lösen“ an den bekannten Pinkeleckenauf sehr kreative Ideen. Eine Wohnung oder ein Haus bietet dem Dackel dann (ein dem Menschen bisher) ungeahntes Potential. Die optisch sehr ansprechende, moderne und bis auf den Boden hängende Wohnzimmergardine wird daraufhin neu und dackeltypischgesäumt, die kunstvoll drapierten Couchkissen werden auffallend anders arrangiert und selbst ein nicht ganz geschlossener Küchenschrank bietet innovative Entfaltungsmöglichkeiten für einen leicht gelangweilten Dackel.
Foto: Lisa Inglis

Foto: Claudia Schneider

Eventuelle strafende Ansprachen werden unter „der Mensch kriegt sich schon wieder ein“ verbucht – und in Verbindung mit großen Augen und hängenden Ohren mit einem unwiderstehlichen Dackelblick untermalt. Ein anschließendes Dauerkraulen und ein Leckerchen(weil der arme, traurig blickende Hund sich ja immerhin sofort nach dreimaliger Aufforderung fast hingesetzt hat) bestärken den Dackel in seiner Erfahrung, dass die Erziehung der ihn betreuenden Menschen eben noch nicht abgeschlossen – aber durchaus ausbaufähig ist. 

Dackel können sehr großzügig sein.

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