Der Chef ist heute irgendwie komisch. Er hat Fotos von der unvergessenen, vorangegangenen Motte angeschaut und dann in einem (Mottes!) Buch geblättert. Wasser lief ihm aus den Augen (ich glaube, der Chef ist undicht- aber ich wars nicht, ehrlich!) – und ich, Lucy, musste wirklich meinen ganzen Dackelcharme aufbieten, damit er wieder lachte. Gut, vielleicht war: „Schau mal, das Plüschtier kann sogar explodieren“ nicht unbedingt perfekt – aber es hat gewirkt: kein Wasser mehr aus des Chefs Augen! Ich hab jetzt zwar kein Plüschtier mehr – das hat der Chef mir gemeinerweise weggenommen, gerade, wo es spannend wurde – aber hey: das Ergebnis zählt.

Wollt ihr wissen, woran der Chef denken musste? Schaut mal hier:
„Kleine Kinder, die die Erlaubnis bekommen, einen Dackel zu streicheln, haben meiner Erfahrung nach zwei bevorzugte Körperstellen, an denen der Dackel mehr oder weniger zärtlich getätschelt wird: auf dem langen Rücken kurz vor dem Schwänzchen – und an den verführerisch baumelnden Ohren. Und auch bei Erwachsenen beobachte ich oft, dass es in erster Linie meine Ohren sind, die gekrault und liebkost werden. Oft höre ich den absurden Begriff „Konstruktionsfehler“, denn meine Ohren klappen häufig um und verlangen offenbar geradezu danach, von Menschenhand wieder auf die Werkseinstellung zurückgesetzt zu werden. Sehr häufig trage ich mindestens ein Ohr „offen“.

Wenn der Wind weht, heben meine Lauscher sehr oft ab, dann fällt oft der seltsame Name Dumbo, wer auch immer das sein mag. Auch, wenn ich meine Ohren nicht wirklich aufstellen kann: ich kann sie bewegen und meiner Mimik mit ihrer Hilfe eine besondere Ausdruckskraft verleihen. Was ich selbstverständlich auch tue. Nebenbei ist es gar nicht schlimm, dass meine langen Ohren nicht komplett aufgestellt werden können. Sagte ich schon, dass Menschen oft selbst eine Ausrede für ihre Erziehungs-Unfähigkeit suchen?

Schlechte Akustik ist ein schönes Beispiel:
„Der Hund kann mich und meine Befehle vermutlich gerade nicht hören – kein Wunder bei den langen, den Gehörgang verdeckenden Ohren.“ Ausreden sind für Menschen ja so wichtig.


Das noch so leise Öffnen einer Kühlschranktür dagegen dringt immer und sofort in den dackeligen Gehörgang ein. Da heißt es dann plötzlich: Selektives Hören in Vollendung. Auf die Idee, dass ich zwar sehr gut hören kann – das Ganze aber nichts mit „Gehorchen“ zu tun hat, ist wohl noch niemand von den Zweibeinern gekommen. Nun ja. Die sich selbst für so schlau und überlegen haltenden Menschen sind einem Dackel halt nicht wirklich gewachsen – das habe ich recht schnell gemerkt.
Bedeutet im Umkehrschluss für mich: die Menschen wissen genau, dass meine Ohren wie bei jedem anderen Hund auch sehr fein sind und ich trotz der Schlappohrigkeit auch kleinste Geräusche sehr wohl wahrnehme. Aber wenn der Mensch mir eine Ausrede quasi auf dem Silbertablett präsentiert – nun, erspart mir Diskussionen und wird daher sehr gerne angenommen. Ich kann meine Ohren zwar nicht senkrecht aufstellen, bin aber in der Lage, sie fliegen zu lassen – auch ganz ohne Wind. Verleiht mir einen offenbar sehr hilfsbedürftigen, verletzlichen Ausdruck – erinnert dann oft an eine Fledermaus, sagen die Menschen. Was für ein Quatsch – Fledermäuse haben nicht so wunderbar weiche Hängeohren wie ich. Ich sag ja: Menschen… „

Dieser Text ist ein Auszug aus „Krumme Beine – Mein Leben mit dem Personal“. Die Fotos gibt es allerdings nur hier, nicht im Buch. Wer weiterlesen möchte:
Dieses und auch das zweite Buch mit Mottes Dackelgedanken gibt es hier, bei den Versandhändlern, auf Bestellung in (fast) jeder Buchhandlung und natürlich beim Chef.