Dackel on Tour: perfekter Hunde-Urlaub in der Steiermark

Ihr wartet auf den zweiten Teil des Berlin-Berichts, ich weiß. Aber ich muss etwas dazwischen schieben… Ich war nämlich im Urlaub. Und der war so toll…
Der Chef (und ich als schwer mitarbeitender Bürodackel!) muss sich ja täglich mit vielen Zweibeinern abgeben. Also noch anderen außer den Nachwuchschefs und dem Großmeister (wer den Großmeister noch nicht kennt: das ist der Vater des Chefs, der seit einem Jahr bei uns wohnt und auf den ich immer ganz besonders aufpasse!).

Menschen sind grundsätzlich ja okay, sagt der Chef. Aber einmal im Jahr mag er auch davon Urlaub haben. Da der kleine Nachwuchschef noch ein paar Jahre die Schulbank drücken muss, kann der Chef nur dann wegfahren, wenn alle anderen auch fahren: und dann ist es überall voller Menschen… Nun hat er aber durch Zufall etwas gefunden, wo sich die Anzahl der Menschen in Grenzen hält… Und – was soll ich sagen: dort ist es sooo toll: in der Almhütte Meierei in der Steiermark.

Ferienbeginn in NRW – Nachts auf dem Weg nach Österreich

Österreich also. Aha. Sagte mir nichts.
Hektische Betriebsamkeit herrschte hier wieder mal – aber ich kenne mich ja mittlerweile aus: wenn dieses große Koffer-Ding, in das so viele Dinge (einschließlich Dackel) hereinpassen, herausgekramt wird, bin ich wachsam. Nicht, dass ich noch vergessen werde! Meine Vorsorge zahlte sich aus – denn auch ich wurde neben diversen Koffern, Taschen und sonstigem Gedöns ins Auto verfrachtet. Gut, es war eine extrem ungewöhnliche Zeit – mitten in der Nacht – aber Dabeisein ist schließlich alles. Sonst war alles wie immer: „Lucy, schnell Pippi machen!“. Schnell und an Orten, die ich nicht kannte. HaHa. Aber da es diesmal doch echt lange dauerte, bis es endlich hieß: „Schau mal, wir sind da“, tat ich halt das, wozu meine Natur mich aufforderte: vergammelte Brötchen fressen und „schnell Pippi machen“…

Die Sonne war längst aufgegangen, als mich die Brummkiste (und auch meine Zweibeiner) endlich und offenbar für eine gewisse Zeit endgültig an einem mir völlig fremden Ort entließ. Und, was soll ich sagen? Ich war angekommen. Im Dackelparadies. Der Chef nannte es „meine Alm“, ich ziehe den Begriff „Mauselöcher ohne Ende, Wiese, Wald und Freiheit“ vor.

Der Blick von der Veranda auf Murau

Eine Hütte irgendwo im nirgendwo.

Und ja, es hat schon was, von einem leicht erhöhten Platz huldvoll auf mein Tal herabzublicken. Die uns umgebenden Kühe hatte ich schnell gezählt und ihnen selbstverständlich sofort geräuschvoll mitgeteilt, dass ich ab jetzt hier der Chef bin. Auf die mangelnde Aufmerksamkeit und Reaktionen dieser merkwürdigen Vierbeiner (die ich bis jetzt noch nie so nah gesehen hatte) würde ich zu einem späteren Zeitpunkt erneut und intensiv eingehen, dachte ich mir. Zunächst musste ich mein neues Revier erforschen. Die Hütte war überschaubar, schnell hatte ich raus, dass ich, wenn die Türen offen standen, in einem Rundkurs das untere Geschoss mühelos unter meiner Kontrolle behalten konnte (im Gegensatz zu meinem mitgereisten Rudel musste ich übrigens auch nicht den Kopf einziehen, wenn ich über eine Türschwelle sprang…). Einer der mitgereisten Zweibeiner auf einer der Toiletten? Kein Problem für mich Dackel – nach kurzem, maximal zweimaligen Schnauben an den gemeinerweise geschlossenen Türen und den dann folgenden Kommentaren wusste ich genau, wer sich wo verstecken wollte.
Vor der Hütte gab es viel Wiese, die die Zweibeiner mit einem zusätzlichen („Dackel-Stopp-„) Zaun begrenzten. Wie unfair. Und warum nur? Vor Allem, weil jedesmal, wenn ich mich dieser unnatürlichen Begrenzung näherte, aus heiterem Himmel völlig unerwartete Wasserströme auf mich herabregneten. Nur auf mich – nie auf die Zweibeiner. Komisch. Aber gut – ich verstand. Zu nah am Zaun = Wasser von oben. Also nicht gut. Ich hasse Wasser von oben, erwähnte ich das schon? Ich hielt mich also sicherheitshalber von diesem an sich unbeeindruckenden und etwas windschiefen Gebilde fern. Zumindest zunächst. Es war ja trotzdem noch genug Platz zum ausgiebigen Rückenschubbern und spielen, für mich als genügsamem und platzmäßig unverwöhntem Kleinstadtdackel war es dennoch paradiesisch.

Wasser von unten, in das ich freiwillig hineingehe, ist okay.

Meine persönlichen Highlights: unsere Spaziergänge.

Dackel im Bachlauf
Such den Dackel…

Um die Hütte herum führt ein (Forst-) Weg, für den die Zweibeiner (ohne unternehmungslustige Dackel) gut eine Dreiviertelstunde brauchen würden (je nach Kondition – da meine Zweibeiner über diese nicht verfügen, brauchten wir immer länger – lag also nicht an mir!). Ich selbst bin den Weg in dieser Zeit aber mindestens dreimal gelaufen: rechts die Böschung hoch, links runter – soweit mich die Schleppleine ließ). Zwischendurch konnte ich an einem der zahlreichen Bachläufe meine trockene Kehle kühlen – und mit dem Nachwuchschef über glitschige Steine klettern. Außer der begrenzenden Leine war es perfekt! Und nirgendwo andere Menschen oder andere Hunde – denn das Gelände befindet sich zum großen Teil in Privatbesitz. Boah. So einen großen Garten möchte ich bitte zu Hause auch.

Lucy im Dackelparadies

In ein paar Minuten mit dem Auto wieder in der Zivilisation


Manchmal stiegen wir in die Brummkiste und fuhren ein paar Minuten.
Und dann kletterten wir auf Berge, besuchten den Günstner Wasserfall (der höchste Wasserfall in der Steiermark), der Chef musste unbedingt Bier aus der dorfeigenen Brauerei probieren – und ich war immer dabei! Hunde sind dort echt überall gerne gesehen.

Abstieg von der Frauenalpe

An einem Tag waren wir mit unseren Gastgebern unterwegs – zu einem einsamen See mitten im Wald. Ich orientierte mich an Lina, der 13jährigen Hündin, der die Alm gehört, und die sich wunderbar auskannte. Und ich durfte, weil ich mich so gut benahm, sogar mal ohne die lästige Schleppleine laufen. Himmel, war das schön! Den Chef hatte ich sicherheitshalber immer (mal mehr oder manchmal auch weniger) im Blick , Lina passte ja auf. Auch auf mich. Damit ich mich nicht in einem der Riesen-Ameisenhaufen verlief oder über meine Jagd nach den unglaublich vielen Schmetterlingen die Orientierung verlor. Der Chef sagt: Ameisen und Schmetterlinge in diesen Mengen sind Indikatoren für eine intakte Natur und gute Luft – wenn er das meint, dann ist das wohl so. Der Nachwuchschef hat auf diesem Spaziergang von unseren Gastgebern übrigens auch eine Menge gelernt über das, was da alles so wächst und kriecht, sagt er. Die Zweibeinerin, die der Chef „Gastgeber“ nannte, kennt sich da als Försterin echt gut aus und hat ihr Wissen, auch für den Junior-Chef passend verpackt, sehr gerne weitergegeben: ein pädagogisch wertvoller Spaziergang. Pah. Diese Flut an Informationen, die gesammelten Blüten für selbstgemachten Tee und die Walderdbeeren? Laaangweilig für mich. Hauptsache war, dass sie den Bio-Speck, den sie als Menschen-Jause mitgebracht hatte, auch an Lina und mich weitergegeben hat – ein Dackel muss schließlich Prioritäten setzen. Und diese Menschen-Frau finde ich somit toll. Drei Stunden im Wald – ohne Leine. Ich war danach dann sogar ein ganz kleines Bisschen müde.

Dackelurlaub, wie ich ihn mir wünsche!

Panoramachillen
Erinnert entfernt an eine Schulkasse, oder?

Was soll ich sagen? Jeder neue Tag war voller Überraschungen. Manchmal fuhren wir auch mit der Brummkiste die paar Minuten talwärts und waren im Dorf – dort gab es andere Menschen, andere Hunde und Gaststätten, an denen ich ruhig unter einem Tisch liegen musste, bis mein Rudel seine Nahrung zu sich genommen hatte. Oder der Chef kaufte leckere Dinge ein, dann wartete ich kurz mit meinem kleinen Chef auf einer der vielen Wiesen, die es dort überall gibt. Nach dieser überschaubaren Dosis Zivilisation kehrten wir zurück in unsere Welt – und ich musste nur noch (und irgendwie immer wieder…) den Kühen erklären, wer hier jetzt der eigentliche Chef ist. Manchmal fühlte ich mich allerdings wie ein Lehrer, dem niemand ernsthaft zuhört…

Dackel beobachtet Kuh.
Lucy und Huby, die völlig unbeeindruckte Leitkuh.

Mein Lieblingsplatz: die Panorama-Schaukel. Mit dem Chef oder dem kleinen Chef. Am liebsten mit beiden. Der Chef sagt: „My Place to be“.
Ich glaube fast, er will hier noch mal hin. Von mir aus gerne – das hier ist auch zu einem meiner Lieblingsplätze geworden.

Der Chef sagt, in der Hütte gibt es alles, was Menschen so brauchen: bequeme Betten, große Schränke, Spülmaschine, Infrarotkabine, einen riesengroßen Tisch in der Stube, einen großen Grill, natürlich die wunderbare Schaukel und noch vieles mehr.

Was es hier allerdings nicht gibt, ist Strom auf Knopfdruck.

Der Chef nennt es „back to the roots“ und „nachhaltig“. Mich interessiert das nicht – wofür braucht ein Dackel schon Strom…? Ein bisschen von diesem unsichtbaren Zeugs gab es über Solarzellen für Licht, Kühlschrank und warmes Wasser (für „Notfälle“ wie leere Handy-Akkus oder den akuten Bedarf nach irgendwas gekochtem gibt es ein Aggregat, sagt der Chef; das brauchten wir aber jetzt im Sommer kaum) – und war da ein Holzofen, der befeuert werden wollte (und ein offenbar nahezu unerschöpfliches Holzlager mit ganz viel Holzstückchen, die ich klauen und zerbeißen konnte). Gut, es gab kein Fernsehen und kein WLAN – da der Chef somit auch nicht, wie zu Hause, abends auf dem Sofa vor der Flimmerkiste einschlief, konnte ich so auch abends um zehn noch meine Zweibeiner motivieren, draußen auf der Wiese mit mir Fangen zu spielen. Ich nenne es nicht nachhaltig, sondern unbezahlbar.

So richtig nachhaltig wäre es gewesen, wenn der Chef ganz auf die Brummkiste verzichtet hätte. Murau hat schließlich einen eigenen Bahnhof! Aber für den Abstieg ins Tal zu Fuß (und den dann folgenden Wiederaufstieg) muss er wohl noch sehr, sehr viel trainieren, so wie er bei unseren harmlosen Spaziergängen schon schnaufte… Er ist halt kein junger Dackel…

Dackel mit Spielzeug
Holzofen
Der Holzofen – mit Feuer!

Nach ein paar Tagen schaffte es der Chef sogar, kochendes Wasser für Kaffee und Tee auf dem Holzherd zuzubereiten – in der Zeit, in der er mit dem Feuer kämpfte, konnte ich dann auch endlich meinen mir zustehenden Platz auf dem Liegestuhl in der Morgensonne einnehmen – hallo? Da lag schließlich meine Decke drauf!

Panoramagrillen, Panoramafrühstück, Panoramachillen – mit diesem Ausblick ist einfach alles noch mal schöner!

Dackel auf Liegestuhl in der Morgensonne
Meine Decke – mein Platz.

Der Chef nennt es erholsam und menschenarm, ich nenne es den perfekten Dackelurlaub. Für nächstes Mal haben uns unsere Gastgeber schon versprochen, dass wir eine Almwanderung unternehmen – hoffentlich sieht der Chef zu, dass er bis dahin etwas besser in Form ist. Sonst wird das wohl eher nur ein gemütlicher Spaziergang… Und immer dieses Gemaule: „Lucy, nicht so schnell! Oh weh, schon wieder (oder: immer noch) bergauf?“ Ich bin die Wege von der Länge her bestimmt dreimal gelaufen: hoch, runter, rechts, links. Und, hab ich vielleicht (trotz eines ganz leichten Muskelkaters in meinen Hinterbacken…) gejammert? Nein. Endlich mal Gassirunden nach meinem Geschmack. Also.

Panoramagrillen
Abendstimmung


Das Wichtigste: nächstes Jahr fahren wir wieder dorthin, der Chef hat schon gebucht. 🙂
Wir könnten ja auch schon im Winter hin und dann mit Schlitten ins Tal hinabfahren (um dann von unseren Gastgebern mit dem Pickup wieder aufi gefahren zu werden), die Chefs könnten Skifahren oder von dort oben das Feuerwerk im entfernten Tal anschauen – aber der Chef hat dann doch beschlossen, dass Sommer und das Leben draußen ihm mehr liegen.
Aber: na gut. Jetzt weiß ich ja, was mich erwartet, auch, wenns noch sooo lange hin ist – Vorfreude ist ja auch was Tolles!

Ach ja. Es gibt noch so viel mehr, was ich euch von meinem tollen Urlaub erzählen könnte…: ich habe Kröten und Schmetterlinge gesehen, Ringelnattern und Rotmilane, Rehe und Ameisen; Gewitter, Nebel und Sonnenschein erlebt.

Ein Blitz!
Nach dem Gewitter kommt der Nebel…
Chef, eine Kröte!

Die Almhütte Meierei

Falls ihr wissen möchtet, wo ich war: in der Almhütte Meierei in Murau, Steiermark. Der Chef sagt, dass die Gastgeber, Martina und ihre Familie, zu den herzlichsten Menschen gehören, die er je kennengelernt hat.
Im Folgenden findet ihr ein paar Links (bei Facebook findet ihr auch die Bewertung des Chefs).
Wenn ihr bei der Buchung das (absolut geheime) Codewort „Krumme Beine“ angebt, gibt es ein kleines Bonbon für euch Vierbeiner. Wir selbst bekommen dafür nichts, haben aber sicherheitshalber für den nächsten Sommer bereits unsere Auszeit auf der Alm gebucht 😉

Und vielleicht erlebt ihr ja auch einen so tollen Urlaub, wie wir ihn hatten!

Die Almhütte bei Facebook

Die Homepage