Dackel on tour: Berlin, Teil 2


Morgens. Aufwachen, Pippimachen, Zeitunglesen und fressen. Wie jeden Morgen. Ich stelle ja keine hohen Ansprüche. Aber Pippimachen in einer Gegend, wo es kaum Grünflächen gibt: das stellte mich nun doch vor eine Herausforderung (bäh, wenns spritzt, mag ich nicht „müssen“…). Und irgendwie fehlten mir auch an diesem Morgen mal wieder meine liebgewonnenen Rituale. Mal ganz abgesehen von der Unruhe vor der Zimmertür: dauernd hörte ich Zweibeiner, die unberechtigterweise an dieser meiner Tür vorbei gingen. Zur Ruhe kommen fällt schwer, wenn dackel dauernd aufpassen muss. Und auch, wenn es sehr schön war, des nachts abwechselnd beim großen Chef und beim kleinen Chef unter die Bettdecke zu krabbeln: so richtig richtig war das ja nicht.

Das Hotel war das Queens Park Hotel. Ich durfte zwar nicht mit in den Frühstücksraum, aber die Übernachtung war echt okay: bis auf die Zweibeiner, die an der Tür vorbei liefen, war es dort echt schön ruhig. Der Chef sagte, das Frühstück sei völlig in Ordnung gewesen, nix Besonderes, aber satt sei er geworden (im Gegensatz zu mir: ich habe mein Futter lieber mal nicht angerührt – wenn ich aufgeregt bin, mag ich nicht fressen…). Platz für die Brummkiste gabs auch kostenlos. Und der Blick aus dem Fenster auf dem Arm des Chefs war sehr interessant!

Ein Ohr ist immer auf Empfang.

Sightseeing mit Dackel

Ich war also noch ein klein wenig müde. Und sollte nun spazieren gehen. Nun gut – dafür bin ich ja immer zu haben, auch wenn das ja eigentlich ja gar nicht die richtige Zeit für eine große Runde war – eigentlich ist nach dem Frühstück doch immer ein Schläfchen angesagt. Aber es roch überall sehr, sehr interessant und unbekannt – das entschädigt dann ja doch für Vieles! Dann sollte ich plötzlich in ein Ungetüm einsteigen, eine Maxi-Riesen-Brummkiste: Der Chef nannte es „Sightseeing-Bus“ (wir fuhren mit Bussen der City Tour Berlin, der Chef musste für mich nix zahlen und ich war gerne gesehen!). Das waren wirklich Tage voller Überraschungen. Ich fand mich aber recht schnell mit der neuen Situation ab, denn gefahren werden und dabei abwechselnd beim Chef und beim Nachwuchschef auf dem Schoß sitzen und aus dem Fenster schauen: das hat schon was. Zunächst war das nicht viel anders als die Brummkiste des Chefs – mit dem Unterschied, dass ich endlich auch mal auf seinen Schoß krabbeln durfte. Was ich aber eigentlich gar nicht wollte: der kleine Chef saß am Fenster – und ich musste doch hinaus schauen!

KaDeWe, Gedächtniskirche und ein Päuschen für Dackel

Gedächtniskirche in Berlin aus Dackelsicht
Gedächtniskirche in Berlin aus Dackelsicht

Wir fuhren auch gar nicht lange, dann verließen wir dieses Ungetüm wieder. Und sofort war es wieder laut, wuselig und voller Menschen! Ein paar Meter gingen wir und ich sah außer unglaublich vielen Autos und Menschen nur noch Beton und ein großes, ziemlich kaputtes Gebäude (wie spannend für Dackel…). Dann beschloss der Chef aber zum Glück, erstmal gemütlich einen Kaffee in der Sonne zu trinken. Ich zog mich in meine praktische Tragetasche zurück und genoss die warme berliner Sonne – während der kleine Chef ohne uns ein riesen Kaufhaus (das KaDeWe) besuchte. Sollte er mal machen. Mein Platz war genial! Gut, ich habe doch tatsächlich nichts von diesem wundervollen duftenden Himbeertörtchen abbekommen, als wir wieder komplett waren – und laut des kleinen Chefs war das das beste (und teuerste) Himbeertörtchen, das er jemals in seinem Leben gekostet hatte. Vielleicht durfte ich deshalb nicht probieren? Gemein.

Dann war die kleine Pause vorbei – und ich musste wieder in eines dieser Riesen-Brummdinger einsteigen. Diesmal war es noch spannender als vorher, denn dieses Dings hatte oben gar kein Dach! So viele unbekannte Gerüche – und rausschauen: wie gut, dass ich gleich zwei Schöße zur Auswahl hatte, auf die ich krabbeln konnte. Und endlich mal ein Platz, von dem ich auf die Zweibeiner herabschauen konnte – meiner gefühlten Größe und Überlegenheit durchaus angemessen. Können wir öfter machen.

Potsdamer Platz und Unter den Linden

Ab und zu stiegen wir aus und wagten uns ins Getümmel. Zum Glück hatte der Chef mitgedacht und für mich mein eigenes, kleines Refugium mitgebracht: meine eigene, kleine Tasche. So viele Füße – und die dazugehörigen Menschen schauten alle nicht auf den bodennahen Dackel… In meiner Tasche war ich sicher – und schon wieder in erhöhter Position. Da könnte ich mich glatt dran gewöhnen.

Sonst fand ich es eher langweilig – Häuser ohne Ende (mal mehr, mal weniger kaputt), unfassbar viele Zweibeiner und Brummkisten… Und ein Lärm ist dort, sag ich euch… Mein hervorragender Trainingsstand im Power-Napping zahlte sich hier echt mal aus. Abschalten und schlafen (manchmal muss der Chef halt auch eine Zeitlang selbst auf sich und den kleinen Chef aufpassen…).

Ich musste auch gar nicht mehr so oft mein Schläfchen unterbrechen – und wenn, dann lohnte es sich! Einmal stiegen wir aus und liefen durch die scheinbar endlose Betonwüste in einen kleinen Laden, das WONDERPOTS. Der Chef wollte eigentlich mit mir draußen warten, aber das Zweibein, das drinnen stand, forderte ihn nachdrücklich auf, doch einmal mit mir näher zu kommen (sie rief: „Ein Dackel! Komm mal her, du Schöne!“). Ich fühlte mich endlich mal anerkennend gewürdigt – geht doch! Drinnen sah es nach dem aus, was der Chef „gemütlich“ oder „toll“ findet. Ich fands laaangweilig – lag vielleicht auch ein ganz kleines Bisschen daran, dass nichts auf dem Boden herumlag, was eine Dackelzunge erfreut hätte. Ich ließ mich trotzdem huldvoll streicheln – was tut man nicht alles für seine Fans…
Der kleine Chef behauptete ernsthaft, dass es in diesem Laden den beste Frozen Joghurt seines Lebens gab. Nach einem langen, strafenden Blick meinerseits bekam ich schließlich auch etwas ab – und ich stimme ihm zu. Diese Erfrischung war wirklich köstlich!

Brandenburger Tor, Reichstag und Zoologischer Garten

Endlich durfte ich nun ein wenig laufen, freute ich mich. Falsch gedacht – der Chef pflückte mich kurzerhand und setzte mich in meine Tasche. Warum an einem langweiligen, zugegeben riesigen Tor – dem Namen nach offenbar aus Brandenburg – sooo viele Zweibeiner einfach nur herumstanden, hab ich nicht kapiert. Aber ich bin nun auf gaaanz vielen Fotos von Menschen, die ich weder kannte noch verstand. Oder versteht ihr, was „A dachshound! Typical german! And it´s so lovely! Great!“ bedeutet…? Dem Tonfall nach huldigten sie mir – und so war ich durchaus zu der ein oder anderen gönnerhaften Pose in meiner Tasche bereit.

Dann waren wir plötzlich in einem Riesenpark – in dem noch kein einziges Pflänzchen meine Duftmarke trug. Nun, ihr könnt euch denken: ich wollte sofort auf meinen eigenen krummen Beinen stehen und habe das selbstverständlich schnellstmöglich geändert. Ab und zu wollten meine Zweibeiner stehenbleiben, um Fotos zu machen und der Chef gab dann sehr, sehr viel BlaBla von sich, das sich überaus belehrend anhörte. Zum Glück kann ich ja bei sowas erfreulich schnell meine Ohren auf Durchzug stellen. Der kleine Chef musste wohl oder übel zuhören und gab sich sichtbar große Mühe, interessiert und intelligent auszusehen. Armer Kerl.
Ich war überrascht, wie grün es dort war – wo doch der Chef sagte, dass das mitten in der Stadt sei!

Endspurt

Einmal musste ich dann noch in das große Brummdings einsteigen, aber jetzt war das kein Problem mehr für mich – ich wusste ja: rausschauen und überlegen und genussvoll von weit, weit oben andere Vierbeiner zur Ordnung rufen oder einrollen und Pause machen!
Als wir das nächste Mal ausstiegen, durfte ich noch einen schönen, entspannten Spaziergang genießen, bis wir wieder an dem Hotel waren, an dem wir morgens gestartet waren. Die Zweibeiner hatten unsere kleine Brummkiste dort stehen lassen dürfen – und ich rollte mich nun glücklich und ausgepowert in meine gewohnten Decken und fragte mich, bevor ich in meinen verdienten, tiefen Schlaf fiel, noch ganz leise, ob jetzt denn endlich wieder alles „normal“ würde.

Sightseeing mit mir als Dackel in Berlin war spannend und auch für mich durchaus okay. Gut, ich weiß nicht, was die Zweibeiner so toll daran finden, mit einem Bus durch eine Stadt zu fahren, in der es sooo viele Menschen und Autos gibt – aber für diesen Tag war das in Ordnung. Der Chef sagt, es sollte ja nur ein Überblick für den Nachwuchschef sein, damit er für seinen nächsten Besuch schon mal sortieren kann, was er sich gerne näher anschauen möchte. Dann ohne Dackel. Hallo? Eine Reise? Ohne mich?
Aber na gut – länger hätte ich das jetzt nicht haben müssen. So war es aber genau richtig.

Städtetour Berlin mit Hund

Meine erste große Städtetour – aufregend und ein bisschen anstrengend wars!
Wie überrascht war ich, als ich nach meinem verdienten Schläfchen in meiner gewohnten, kleinen Brummkiste nicht etwa zu Hause erwachte, sondern an einem weiteren, unbekannten Ort… Das Abenteuer ging noch weiter…
Wir waren tief in einem Bundesland namens Mecklenburg-Vorpommern. Irgendwo im Nirgendwo. Als mich die Brummkiste wieder ausspuckte, sah ich um mich herum Wiesen, einen kleinen See – und so viele Dackel wie noch nie zuvor in meinem Leben!

Wir waren in einem Ferienpark: zu einem Dackeltreffen! Aber davon erzähl ich euch an einem anderen Tag.

Hinweis vom Chef:
Wir haben hier in diesem Beitrag ein paar Seiten verlinkt. Dafür bekommen wir kein Geld (und ich auch keine Leckerchen…) – aber vielleicht helfen Euch unsere Erfahrungen bei der Planung, falls Ihr auch mal eine Städtetour nach Berlin mit Hund plant.