Dackel on Tour: Auszeit in der Steiermark

Urlaub in diesen seltsamen Zeiten… Lange haben wir gebangt, ob es überhaupt möglich sein würde. Ob es richtig sein würde, ob es vielleicht doch zu risikoreich wäre. Ob es zu unvernünftig wäre. Dabei war der Chef wohl noch nie so urlaubsreif wie in diesem Jahr. Ein halbes Jahr fast dauerhaft zu Hause, Home-Office halt. Macht er ja sonst auch regelmäßig – aber eben nicht ausschließlich. Nicht nur mir als Büro-Dackel fehlen die Kollegen… Zum Glück war es möglich, in den Urlaub zu fahren. In eine Gegend, in der es noch viel weniger Menschen gibt als hier zu Hause. Und das trotz Urlaubshauptsaison. Die schönsten Wochen im Jahr – dieses Jahr einfach nochmal wesentlich bewusster als sonst.
Wir waren (wieder) auf „unserer“ Alm, in der Almhütte Meierei. Auszeit in der Steiermark.

Letztes Jahr durch Zufall (durch einen Post in einer Hundereisegruppe bei Facebook) entdeckt, spontan gebucht – und den Award auf unser Dauerurlaubsdomizil mit großem Abstand gewonnen. Die südwestliche Steiermark – für uns, die wir aus dem Kölner Umland kommen, eine weite Strecke, immerhin knapp 900 km. Wer so viele Kilometer fährt, legt oft noch die paar Kilometer drauf und reist weiter. Glück für uns – denn selbst in der Hauptsaison und in diesen seltsamen Zeiten waren Abstand und wenig Menschen in der wunderschönen Steiermark so überhaupt kein Thema für uns.

Die Steiermark – Murau

„Unsere Hütte“. Alleinlage auf einer Alm, ein paar Kilometer oberhalb der Kreisstadt Murau. „Back to the roots“-Feeling, aber mit dem Sicherungsanker der Zivilisation im Hinterkopf. Quasi nachhaltiger Urlaub für Anfänger. In der Hütte gibt es warmes Wasser und Strom. Allerdings besteht der Strom in erster Linie aus Solarenergie: für den Kühlschrank, ein wenig Licht und die warme Dusche. Aber es gibt ein Aggregat (der Sicherungsanker), mit dem die ganze Hütte, die Spülmaschine, die Infrarotkabine, Wasserkocher, Kaffeemaschinen, Handys oder sonstige Dinge mit Energie versorgt werden könnten (wenn mensch es denn unbedingt braucht und extra bezahlen möchte). Ich als Dackel brauche diesen Strom nicht – Duschen finde ich eh völlig überflüssig und wenn es dunkel wird, krabbele ich eben unter eine meiner Kuscheldecken. Hauptsache, es gibt regelmäßig Futter.

Die Zeit scheint langsamer zu vergehen auf der Alm

In unserem Urlaub spielt sich nach sehr kurzer Zeit ein völlig neuer Rhythmus ein: die Hüttentür steht fast immer offen – und ich entscheide selbst, wann und wo ich relaxe. Da der Chef offenbar immer Angst hat, etwas zu verpassen, steht er auch im Urlaub früh auf – ich nicht. Ich entscheide selbst, ob ich dann mein Körbchen, das strategisch günstig im Flur steht, beziehe, ob ich den Chef beim morgendlichen Anfeuern des Holzofens durch konstruktives Anknabbern der Holzscheite unterstütze, im Falle seiner mürrischen Gegenwehr dann doch eher zumindest ermutigend beobachte oder ob ich doch erstmal nach draußen gehe und zähle, ob die Kühe auf der Alm noch alle anwesend sind und sie durch einen Kontrollbeller an meine Anwesenheit und meine Aufsicht erinnere. Diese Kühe sind seltsam – sie scheinen immer völlig unbeeindruckt von meinen Lautäußerungen. Aber ich weiß natürlich, dass sie erkannt haben, dass sie mich ernst nehmen müssen. Bisher ist nämlich noch nie eine Kuh in mein Refugium eingedrungen – oder, noch viel wichtiger! – während meiner Oberaufsicht von der Alm entwichen. Mission erfüllt, würde ich sagen.


„Mein Refugium“ wird von einem gewohnt menschlich schlampig gesetzten Schafszaun begrenzt. Wir alle wissen, dass es ein Zugeständnis meinerseits ist, dass ich diesen Zaun respektiere. Einen Teil des Geländes grenzen die Zweibeiner damit angeblich „dackelsicher“ ab. Dieses Jahr haben sie noch eine kleine Gemeinheit mitgebracht: ein mobiles Gerät, das diesen Zaun manchmal echt unangenehm macht. Es pitscht fies, wenn man dagegen kommt. Aber nur, wenn dieses Gerät „an“ ist. Dann gibt es netterweise ein verräterisches Klicken von sich. Wenn ich dieses Klicken nicht höre, weiß ich genau, dass die Zweibeiner mir die Entscheidung überlassen, ob ich den Zaun respektiere oder eben nicht. Aber hallo: ich habe ja schließlich auch Urlaub. Solange sich meine Menschen an die einzig wichtige Regel halten: niemand verlässt das Rudel, bin ich gerne bereit, diese für mich rein optische Einschränkung zu akzeptieren.

Urlaub ist übrigens manchmal echt anstrengend. Für mich als Flachland-Dackel, der gemütliche, ebenerdige Spaziergänge gewohnt ist, sind die Steigungen teilweise echt eine Herausforderung. Für den Chef übrigens auch: „Leben am Limit“. Leider habe ich mein Energie-Pulver aus Freude darüber, nicht nur mit dem Chef, sondern endlich auch mit meinen geliebten Nachwuchschefs unterwegs zu sein, oft schon auf den ersten Kilometern verschossen. Zum Glück ist der Chef ja schon älter und keucht manchmal wirklich echt besorgniserregend, nur weil es dort halt gefühlt immer bergauf geht. Er braucht echt viele Pausen, die ich dann natürlich gerne mit ihm gemeinsam mache. Reine Solidarität, ich bin da ja sehr großzügig. Vielleicht sollte er sich auch mal in einen der vielen Bäche legen, so, wie ich es immer tue – oder, statt sich irgendwo hinzusetzen, lieber ein kleines Powernapping machen. Mir hilft das das umgehend, ich hab dann nach kurzer Pause wieder volle Energie und könnte weiter sausen – wenn das mitgeführte Personal nicht immer so schwächeln würde.

Berge überall. Der lange Nachwuchschef, der kurzentschlossen mit uns kam, hatte sich eigentlich das Ziel gesetzt, alle in der Umgebung verfügbaren Gipfel zu erklimmen. Eventuell hat er sich mit dieser Aussage ein ganz klein wenig überschätzt, das hat er zugegeben. Einige Gipfel hat er aber auch tatsächlich bestiegen. Ohne mich/uns – weil der Chef eben immer schon vorher japsend aufgab und ich ja auf ihn aufpassen muss – altes Dackelgesetz. Ich selbst wäre ja mitgegangen… Ein Stress für mich, sag ich Euch… In meinem Urlaub! Dauernd entfernte sich ein Rudelmitglied von mir unerlaubt.

Tipp: Sölkpass

Solltet Ihr mal in der Steiermark Urlaub machen: Die Kaltenbach-Seen am Sölkpass sind unbedingt empfehlenswert. Den Aufstieg zum ersten See hat sogar der Chef gepackt. Hechelnd und beängstigend keuchend zwar – aber er hats geschafft. Das Ziel hat uns belohnt:

Der untere Kaltenbachsee – wunderschön!

Lucy am (und kurz danach im) unteren Kaltenbachsee
Nasser, wieder energiegeladener Dackel nach einem Bad im Unteren Kaltenbachsee, dem die Verfolgung des Nachwuchschefs gerade untersagt wurde

Von dort aus ist es nur ein vergleichsweise kurzer Aufstieg zum noch schöneren Oberen Kaltenbachsee (ratet mal, wer den Anstieg nicht gepackt hat… richtig: der Chef). Zum Glück hat der Nachwuchschef den Weg erklommen und wenigstens diese tollen Fotos gemacht!

Foto: Moritz Macher
Beide Seen in der Panoramaansicht
Foto: Moritz Macher
Foto: Moritz Macher
Foto: Moritz Macher

Direkt unterhalb der Seen gibt es einen kleinen Almhof, der wunderbaren selbst hergestellten Käse verkauft – Käse aus der Milch von überaus glücklichen Kühen, man trifft sie auf dem Weg nach oben! Empfehlenswert – (fast-)Geheimtipp!

Der Kreischberg im Sommer – mit der Gondel hoch!

Gondelfahren mit Dackel. Darf man so vermutlich nicht. War aber für meine Menschen sehr entspannt und für mich sehr aufregend.
Der Kreischberg – sieht harmlos aus – geht aber echt steil bergauf… Ganz hinten erahnt man die Hütte, in die wir uns später zurückgezogen haben…
Blick vom Kreischberg auf die Frauenalpe
Foto: Moritz Macher

Ein wunderbarer Ausflug war unser Trip auf den Kreischberg. Der Nachbarberg unseres Berges, der Frauenalpe. Im Sommer hat die Bergbahn nur an ausgewählten Tagen Betrieb, unbedingt vorher schauen! Selbst jetzt, in der Hauptsaison, war das Menschenaufkommen dort sehr überschaubar. Mit der Gondel ging es ziemlich entspannt auf die gut 2000m Höhe. Was wir nicht erahnten: Steigungen sehen auf Fotos irgendwie immer sehr harmlos aus. Um wirklich nach ganz oben zu gelangen, ging es von der Bergstation der Gondelbahn nochmal ziemlich lange ziemlich steil bergauf… Wie es zu erwarten war, schwächelte der Chef recht bald. Dabei waren wir dort doch schon recht weit gekommen! Gut, es ging dauerhaft bergauf – und da das ja eigentlich eine Skipiste war, waren gingen wir recht lange in der Sonne ohne nennenswerten Schatten – und auch ohne Bäche, die mir sonst regelmäßig meine Energie zurückgaben. Von daher war ich auch gar nicht so böse, dass der Chef irgendwann beschloss, doch lieber zurück zu gehen und in einer der Hütten wieder Energie aufzutanken. Der lange Nachwuchschef musste natürlich noch unbedingt weiter – kehrte aber zum Glück nach nur knapp zwei Stunden wieder zu uns zurück. Die Querverbindung auf unsere Alm wäre auch möglich gewesen – die Tour da rüber (der Nachbarberg!) wollte er aber dann doch nicht auf sich nehmen.

Geheimtipp für eher trainierte Menschen mit Kondition: die Zwieflerseen. Der Nachwuchschef sagt, es ist dort unfassbar schön. Der Chef hat natürlich nach ein paar hundert Metern direkt aufgegeben. Na gut – die Strecke ist von vielen Portalen im Internet in Sachen Kondition mit vier von fünf Sternen ausgeschrieben. Gut 2 1/2 Stunden bergauf – für den Chef nicht machbar – weil er gerne vergisst, wie alt er ist und dass es schon viele Jahre her ist, dass er mal „top in Form“ war…

Ich hingegen bin ja tiefergelegt und habe den von den wenigen Menschen, denen wir begegnet sind, anerkannten four-wheel-drive – ich hätte die Strecke bestimmt gepackt – aber mich fragt ja niemand… Gut, ich hätte noch an meinem Energieverbrauch arbeiten müssen: Nicht immer volle Pulle auf den ersten 500 Metern… Das schränkt die Energieverfügbarkeit danach doch deutlich ein. Aber bisher brauchte ich mir da nie groß Gedanken über eine Langstrecke zu machen – der Chef knickt ja immer recht schnell ein. Da kann ich auf kurze Strecken auch schon mal raushauen, was geht.

Suchbild: wo ist der Dackel?
Hausrunde um die Hütte

Die Zwieflerseen am Sölkpass

Wunderschön! Nicht leicht zu erreichen, okay. Deshalb war ich natürlich auch nicht selbst dort. Ihr wisst schon: der Chef und seine Kondition und so… Aber es gibt Fotos! Vom Nachwuchschef:

Foto: Moritz Macher
Zwieflersee
Foto: Moritz Macher
Zwieflersee
Foto: Moritz Macher
Zwieflersee
Foto: Moritz Macher

Ich war in dieser Zeit in deutlich gemäßigteren Höhen unterwegs: unten an den Günster Wasserfällen. Dort „oben“ waren wir schon ein paar Tage vorher, die „kleine Wasserfallrunde“ hat sogar der Chef gemeistert – auch, wenn er teilweise echt besorgniserregend gekeucht hat. Der Chef behauptet ernsthaft, dass es nur daran gelegen habe, dass er meine zarten sechs zusätzlichen Kilos teilweise habe tragen müssen, weil ich mich weigerte, über die lichten Holzstege zu laufen (und die Treppen durfte ich eh nicht selbst gehen) – und außerdem war es sehr warm. Ja klar. Wir alle wissen, dass das nur eine Ausrede war und es in Wirklichkeit schlicht und einfach an der mangelnden Kondition des Chefs lag. Aber das würde ich natürlich nie laut sagen. Für Dackel ist das eine schöne Runde – nach der Kletterei über Wurzelwege (die übrigens Riesenspaß macht!) geht es auf eher langweiligen, weil befestigten Wegen (Chef-entgegenkommend) wieder hinab.

Günster Wasserfälle

Anschließend bietet es sich an, beim Hirschenwirt in Schöder die Lebensgeister der Zweibeiner wieder zu wecken. Ich bin da ja nicht so anspruchsvoll – aber mein Rudel sagt, die Gulaschsuppe und der Salat mit dem Ziegenkäse (ausgezeichet mit irgendwas Goldenem… ) ist laut Chef echt zu empfehlen! Auf jeden Fall ist das Personal dort sehr nett zu Dackeln! Die Hauptsache, oder?

Mit einem Blick auf den Wetterbericht und angekündigten Dauerregen entschied der Chef, mich einen Tag früher als geplant meinem Paradies zu entreißen. Im Nachhinein stellte sich das als genau die richtige Entscheidung heraus. Während unsere „richtige“ Heimat nach wie vor nach Regen dürstet, bekam die Steiermark die volle Ladung ab. Kurz, nachdem wir abreisten, sorgte Gewitter- und Dauerregen für überflutete Straßen. Selbst „meine“ Alm war wegen des Dauerregens kurzzeitig nicht mehr erreichbar…: Forstweg weg.

Das wirklich Schöne an der Steiermark (neben der unglaublichen Natur): es regnete oder gewitterte dort fast jeden Tag. Auf gut 1.000m Hütten-Höhe waren die Temperaturen daher immer gut auszuhalten. Abends war ich eh immer müde und wollte auch nicht mehr raus, da war dann sogar der Regen okay. Den Chef faszinierte das Schauspiel von Licht, Nebel und Wolken – ich erspare euch die Unmengen an Bildern, die er gemacht hat und präsentiere nur eine kleine Auswahl:

Blick auf Murau von der Hütte aus

Ach, ich könnte noch ewig weiter erzählen: von der Fledermaus, die sich nachts in das Schlafzimmer des Junior-Chefs verirrt hatte, von der Nachtwanderung, von den vielen Sternschnuppen und dem Kometen, den das Personal sah. Von der Ruhe dort oben. Von den wenigen Menschen, die trotz Hauptsaison dort unterwegs waren (obwohl es doch deutlich mehr waren als im letzten Jahr). Von den Pilzen, die der Chef sammelte und sogar aß (und von denen ich nix abbekam). Von den regelmäßigen Abstechern in die Zivilisation zum Essen oder zum Einkaufen. Von den vielen Bächen in der unmittelbaren Umgebung, deren Wasser einfach ganz wunderbar schmeckt. Vom beschaulichen Städtchen Murau. Von den vielen Gaststätten, in denen ich als Dackel gerne gesehen war. Immer weiter könnte ich erzählen…!

Ein ganz besonderer Gruß <3

Natürlich gibt es grundsätzlich Strom auf der Hütte. Über Solar-Energie werden die Grundbedürfnisse gedeckt (Kühlschrank, Licht und warmes Wasser). Murau selbst bemüht sich, klimaneutral zu wirtschaften, bezieht seine Energie zum größten Teil aus Wasserenergie. Der Chef hat morgens als erstes den Holzofen angefeuert – für den Kaffee, den Tee und die Spiegeleier. Manchmal hat er sich der Herausforderung auch abends gestellt – dann gab es köstlich duftende Dinge wie Schinkennudeln oder Nudelsuppe. Oder wir grillten – mit Panoramablick – dackeltechnisch eine eine echte Herausforderung, diese Zeit ohne offensives Betteln zu überstehen!

Kochen auf dem Holzofen – gewöhnungsbedürftig, aber durchaus machbar!
Handy-Ladestation

Die Junior-Chefin nannte es „Corona-Quarantäne light“. und sie hat Recht. Wir zehren davon, von den Erinnerungen an den einsamen Bade-Bergsee, dessen Namen ich nicht nennen darf, damit er auch nächstes Jahr noch einsam ist. Von unserer Alm, auf die sich keine Wanderer verirren und auf der sich sogar ein grundsätzlich nervöser Dackel wie ich völlig entspannen kann. Von den Ausflügen an Orte, an denen wir ebenfalls nahezu alleine waren. Und wir freuen uns. Auf unsere Auszeit nächstes Jahr. Denn wir werden wieder dorthin fahren, in die Steiermark. Auf „unsere“ Alm.

Ich freue mich auf die Freiheit, die ich als Dackel dort habe, auf meinen entspannten Chef, der, sobald er auf „seiner“ Schaukel mit Blick auf das Tal sitzt, einfach wesentlich umgänglicher ist. Auf unsere Gastgeberfamilie, die an Herzlichkeit kaum zu übertreffen ist.

Der Chef sagt, auf der Schaukel an der alten Zirbe sei sein Place to be. Gut, wenn er es sagt… Ich selbst finde es einfach nur sehr entspannend und einer Dackelprinzessin gerade mal so angemessen, mit diesem weiten Blick über mein Tal leicht schaukelnd gemütlich einzuschlafen.

Alles meins.
Der Kraftplatz des Chefs

Hier findet Ihr unseren Bericht aus dem letzten Jahr. Und falls Ihr auch mal dorthin möchtet: wenn Ihr bei der Buchung das Codewort „Lucy“ erwähnt, wohnt der Vierbeiner bei diesem Aufenthalt umsonst.

Die Homepage: Almhütte Meierei

Die Almhütte bei Facebook