Muskelkater oder: ein tolles Dackel -Treffen

Muskelkater kann auch schön sein: nämlich dann, wenn die Erinnerung an den Grund für das leichte Ziehen in den krummen Beinen dem Dackel ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Nun – ich bin ein Dackel. Und ich habe heute Muskelkater… Und ich muss nicht nur lächeln, sondern ziemlich undackeldamenhaft breit grinsen, wenn ich an den gestrigen Tag denke: Dackeltreffen! Und nicht irgendein Dackeltreffen, nein, eine Dackelzusammenkunft anlässlich des Deutschland-Besuchs einer Freundin. Diese Freundin, Betty Boo, genießt, wie ich, ihr Leben auf zwei krummen Beinen und zwei Rädern.

Die „Location“ (wie meine Nachwuchs-Chefs sagen würden) war der Hundeplatz eines DTK-Ortsverbandes, zur Verfügung gestellt von einer zweibeinigen Freundin. Was für ein dackel-angemessenes Umfeld! Das Beste war die riesengroße, umzäunte Wiese, auf der wir alle nach Herzenslust laufen durften. Graben war nicht erlaubt – aber zumindest mir kam das angesichts dieser Reizüberflutung auch gar nicht in den Sinn (und dabei grabe ich doch für mein Leben gern!). Für den Rolli war der Untergrund nicht so geeignet, ich durfte daher ohne Räder über die feuchte Wiese rutschen – und bin aus Versehen (ich bin mir aber sicher, dass es niemand bemerkt hat) dann sogar ein paar Schritte gelaufen. Nasser Boden am Bauch… wie unangenehm – da strenge ich mich schon mal ein wenig an.

An die zwanzig Dackel kamen mit ihrem Personal. Es waren sogar ein paar Großraumdackel dabei, die aber in der wuselnden Meute (fast) nicht auffielen.

Wir zeigten uns alle sehr tolerant – spielen, rennen, schnüffeln – egal, ob krumme Beine oder nicht, egal ob Männlein oder Weiblein. Bloß keinen Stress  beim Personal verursachen (die haben ja erfahrungsgemäß die größten Sorgen bei Dingen, die wir unter uns regeln möchten) – es war einfach zu schön.

 

Viele, viele Hunde waren um mich herum (da auf allen Bildern auch Zweibeiner zu sehen sind, gibt es keine Fotos. Stellt Euch zwanzig herumtollende Dackel vor! Auf einem Fleck waren wir eh nie…). Zum (manchmal ja auch so wichtigen) herumzicken hatten wir alle gar keine Zeit; wenn ein Hund nervte, drehte ich einfach den Kopf: und schon war da der nächste potentielle Spielkandidat.

Dann änderte sich die Stimmung der Zweibeiner spürbar und eine freudige Erregung lag in der Luft. Die Hauptpersonen kamen an: ein Zweibeiner mit einem Dackel mit Handicap und einem weiteren Vierbeiner.

Tja, was soll ich sagen: Wir Dackel mit Handicap erkennen uns, wenn wir uns sehen – auch wenn ich (außer mir selbst) noch nie einen Dackel im Rolli gesehen habe.

Wir marschierten geradewegs aufeinander zu und begrüßten uns als erste. Ich wusste ja nicht, dass es noch weitere besondere Hunde  „wie mich“ gibt! Sicherheitshalber blieb ich auch später immer in Bettys Nähe – wir hatten uns ja so viel zu erzählen! Über Dinge, von denen die Zweibeiner – auch wenn sie ja prinzipiell ganz okay sind und wir sie wirklich in unser großes Dackelherz geschlossen haben – einfach zu wenig verstehen.

Betty Boo und Motte - zwei Dackel mit Handicap
Betty Boo und Motte – zwei Dackel mit Handicap

Dackelgedanken halt.

(So ganz nebenbei: der Chef dieses Dackels ist wohl der Zweibeiner, der für die Windel verantwortlich ist… Aber dazu erzähl ich ein anderes Mal mehr)

Die Zweibeiner verstanden sich übrigens auch ohne erkennbares Rudelgezanke. Das lag vielleicht aber auch an den vielen, köstlich duftenden Dingen, unter denen sich die Tische fast bogen (und von denen ich gemeinerweise nichts abbekam…). Ein voller Bauch macht müde, träge und friedlich: ich spreche da aus Erfahrung. Ich glaube, auch die Zweibeiner hatten einen tollen Tag.

Apropos Essen: ich teilte mit Betty sogar meine kostbaren, köstlichen und immer streng rationierten kleinen getrockneten Fische; wahre Liebe bedeutet schließlich immer auch Verzicht… Ich bereue nichts.

 

Es war ein toller Tag mit vielen Dackeln, die ich sehr gerne wiedersehen möchte – vor allem aber Betty Boo, meine Herzensschwester mit Handicap.

Betty Boo und Motte - zwei Dackel mit Handicap
Foto: Britta Prohl

Für heute habe ich mir Ruhe vom Personal ausgebeten. Ich pflege meinen Muskelkater. Und jedesmal, wenn es ein wenig ziept, denke ich mit einem Lächeln an den wunderbaren Tag gestern.

Muskelkater kann auch schön sein.

 

 

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